10. Sitzung Ilka – Lebensfeuer
Kl: Ich gehe erst mal den Gang ein Stückchen entlang. Da ist eine blaue Tür,
die zieht mich magisch an. Auf dieser Tür steht „Kopfdruck“.
Th: Bist Du bereit diese Tür zu öffnen?
Kl: Ja.
Th: Dann öffne sie jetzt! (Geräusch einer sich öffnenden Tür)
Wie ist Deine Wahrnehmung?
Kl: Ich bin hier in einem dunklen Raum. Da hinten in der Ecke steht eine Kirchenbank,
also ein bisschen was sieht man. Ich setz mich jetzt auf die Bank und schau mir
diesen Raum an. Auffallend ist, dass die Wände auch schwarz sind. Da ist
ein ganz kleines Fenster.
Th: Ist es draußen hell oder dunkel?
Kl: Da ist es hell.
Th: Guck mal raus, ob Du was sehen kannst!
Kl: Nee, das ist so ein Dachfenster, ich komme nicht hoch, also raus gucken kann
ich gar nicht. Und die Bank, die ist fest verankert. Also ich komm so nicht hoch.
Th: Schau mal, wie der Fußboden aussieht, oder gibt es noch etwas anderes
in dem Raum?
Kl: Da ist noch ein Ofen, aber da ist kein Feuer. Und der Fußboden ist ein
Holzfußboden, aber der ist schon so auseinander gebrochen, so weite Fugen.
Th: Ist das so was wie: Der Raum ist Dir vertraut? Oder ist er uralt?
Kl: Er ist uralt.
Th: Dann würde ich ihn fragen: „Hast Du eine Botschaft? Was willst
Du mir sagen?“
Kl: Raum, ich bin jetzt hier zu Dir gekommen und möchte Dich fragen ob Du
eine Botschaft für mich hast. (kurze Pause) Raum, hast Du mich nicht verstanden?
Ich frag Dich noch mal: Ich bin jetzt hier in diesen Raum gekommen und es ist
alles so dunkel, die Wände sind dunkel, da steht nur eine Bank und ein Ofen,
aber ich kann kein Feuer machen, ich kann mich also nicht gemütlich hin setzen.
„Du sollst Dich nicht gemütlich hin setzen!“. Hm, dann sag mir,
warum ich hier bin!
Th: Genau. Was will er Dir zeigen?
Kl: „Versuch doch mal da oben durch das Fenster zu schauen!“. Ja,
aber ich komme ja nicht hoch! Also der Raum will, dass ich da hoch gehe. „Tja,
und jetzt? Jetzt bist Du machtlos! Wieder.“
Th: Ach DAS will er Dir zeigen?!
Kl: Er will, dass ich da raus sehe. Vielleicht ist da auch irgendwas verborgen
oder vielleicht sehe ich etwas, aber ich komme einfach nicht hoch!
Th: Übertrag das mal auf Dein Leben: Was ist selbstähnlich? Was taucht
sofort auf? Woher kennst Du das Gefühl, die Wahrnehmung, irgendwohin zu wollen,
aber nicht zu können?
Kl: Das Gefühl kenne ich schon. Ich weiß relativ schnell, wohin ich
will, aber mir fehlen dann einfach die Hilfen. Das hakt oft an so Kleinigkeiten,
die mir vielleicht nicht einfallen oder ich müsste jemand anderen um Hilfe
bitten. Das bewirkt dann, dass ich gar nichts mache. Ist es das, was Du mir sagen
willst, Raum? Dass ich manchmal machtlos bin? „Ja, das will ich Dir sagen.“
Jetzt muss ich Dich fragen: Muss ich denn jetzt da hoch? Ich würde zwar gerne
durch das Fenster sehen, aber die Frage ist: Muss ich es machen? Ist das wichtig
für mich? „Tja, das weißt Du eben immer nur dann, wenn Du es
ausprobierst.“
Th: Du müsstest es ausprobieren, damit Du es erfährst und die Sicherheit
bekommst, so bleibst Du immer in der Unsicherheit.
Kl: Ja.
Th: Das ist schon ein bisschen ein Dilemma.
Kl: Ja.
Th: Das hat anscheinend was mit Deinem Leben zu tun. Woher kennst Du das?
Kl: Ja, wenn mir ein Gedanke kommt – ich hab ja oft gute Gedanken - dass
ich einfach sage: „Das mach ich jetzt!“. Aber wenn ich dann die Umsetzung
beginne, und auf Probleme oder Schwierigkeiten stoße – das ist ja
letztendlich nicht schlimm – verlange ich von mir, dass ich sie lösen
kann und das gelingt mir oft nicht, dann lass ich es.
Th: Was machst Du jetzt mit dem Raum?
Kl: Also ich kann jetzt nicht da rauf, würde aber ganz gern. Der Raum hat
mir gesagt, ich weiß erst dann, was da oben ist, wenn ich es ausprobiere.
Also wie kann ich das jetzt machen, dass ich da hoch komme? Jetzt muss ich mir
einfach etwas einfallen lassen. Na gut, ich bin ja in der Innenwelt, also hol
ich mir meinen Zwerg - da soll nicht nur einer kommen, da sollen schon mal gleich
drei, vier kommen - mit Werkzeug und Holz! Die sollen mir praktisch eine kleine
Treppe bauen. So. Jetzt ruf ich die: Zwerge, ihr habt mir ja versprochen, dass
ich Euch rufen kann, wenn ich Euch brauche! Ich brauche Holz und Werkzeug, Nägel
usw., bitte bringt das mit, wir müssen eine Treppe bauen. Sie kommen. Och,
die freuen sich, mal wieder hier bei mir zu sein. O.k. Dann sollen sie auch gleich
beginnen, ich möchte jetzt dann doch da rauf steigen. Zack. Die Treppe ist
schon fertig. Die haben sich sehr angestrengt und jetzt schau ich mal raus, ich
mach das Fenster auf. Hm, da ist eine herrliche Landschaft, teilweise Felder,
ein bisschen Wald ist dabei und dort ist wieder ein großer See. Ich muss
das mal ein bisschen anschauen. Raum, schau, jetzt bin ich oben und sehe diese
herrliche Landschaft mit den Feldern und dem See und ich genieße das - das
ist ein schöner Ausblick - aber kannst Du mir mal sagen was diese Idylle
mir sagen will? „Sie will Dir sagen, wie wohl Du Dich fühlst, wenn
Du in der Natur bist.“
Th: O.k., aber warum musst du durch den engen, dunklen, komischen Raum, damit
Du das entdeckst? Ich meine, das ist ja schon noch mal eine Botschaft! Was soll
das?
Kl: Ja. Raum, jetzt hab ich das gesehen, bin aber durch einen dunklen Raum mit
einer Kirchenbank und einem Ofen, ich sehe noch nicht ganz die Bedeutung. „Der
Ofen ist Dein Lebensfeuer.“
Th: Oh! Da müssen wir gucken, warum er aus ist! Das ist ja auffällig!
Du hast gesagt, der Ofen ist kalt?
Kl: Ja.
Th: Zumindest in diesem Raum ist es kalt. Draußen ist es schön, Du
hast schöne Landschaft, Du bist gerne in der Natur, aber in dem Raum ist
noch irgendein Geheimnis.
Kl: Ja.
Th: Die Kirchenbank hat vielleicht etwas damit zu tun?
Kl: Ja.
Th: Dann sollten wir den Ofen fragen, wann er aus gegangen ist.
Kl: Ofen, Du stehst für mein Lebensfeuer, kannst Du mir sagen, wann Du aus
gegangen bist? „Da warst Du schon so 30.“
Th: Am besten soll er Dir die Situation zeigen, in der Du irgendwie resigniert
hast.
Kl: Ja. Ofen, kannst Du mir die Situation zeigen? Was war da, als mein Lebensfeuer
ausgegangen ist? „Das war in Deiner Ehe, als ihr Euch so mehr oder weniger
selbständig machen wolltet und Du gemerkt hast, dass das so nicht weiter
geht.“
Gut, es ist nicht weiter gegangen, aber deswegen muss ja das Lebensfeuer nicht
ausgehen, das ist dann doch ein ganz schön schwerwiegender Schritt.
Th: Genau, es muss Dich innerlich ganz tief getroffen haben, so dass das Feuer
ausgegangen ist, dass Du einfach Deine Energie zurück nimmst, aus dem Leben
heraus. Was ist das passiert? Der Ofen soll es Dir zeigen! Am besten als Bild,
als Situation.
Kl: Ofen, kannst Du mir zeigen, was da passiert ist? „Setz Dich mal auf
die Bank und komm zur Ruhe!“ (Pause) Ich habe mich damals in mein Leben
so rein manövriert, habe mir einfach eine Lebensart angewöhnt, die vollgestopft
war mit Verantwortung und Verpflichtung. Aber das habe ich mir selbst auferlegt,
wie so eine Last. Irgendwas hat mich geschwächt, ich war schuldig, irgendwie.
Th: Das kann sein. Schuldig sein wirkt immer ganz heftig. Du musst irgendwo resigniert
haben, Du musst Dich um etwas sehr bemüht haben, angestrengt haben usw. Da
müssen wir genauer gucken: Dieses „schuldig fühlen“, lass
das vielleicht mal als Gestalt auftauchen, in dem Raum. Wie sieht Deine Schuld
aus: Ist sie groß oder klein oder...
Kl: Na, das ist eine große Schuld, jetzt kommt mir das so, eigentlich meinem
Ex-Ehemann gegenüber.
Th: Dann lass den mal auftauchen: Wie kommt er? Mit welchem Gesichtsausdruck?
Kl: Er ist mir eigentlich ganz wohl gesonnen und kommt näher. Ich stehe ihm
gegenüber und lass meinen Kopf so hängen. Ich kann ihm gar nicht so
richtig ins Gesicht schauen.
Th: Sag ihm das!
Kl: Du bist so offen, mir gegenüber, ich kann Dir gar nicht so richtig ins
Gesicht schauen!
Th: Das heißt: Du hast ihm gegenüber Schuldgefühe?
Kl: Ja.
Th: Zeig ihm doch mal, dass der Ofen aus ist, nur als Beispiel.
Kl: Schau mal, Thomas, der Ofen ist aus! Ich kann Dir gar nicht so offen entgegen
treten, wie ich das gerne hätte.
Th: Was ist passiert zwischen Euch?
Kl: Ja. Was hat mein Lebensfeuer so ausgelöscht?
Th: Schau mal, wie er reagiert!
Kl: Er denkt auch nach. Er hat mich eigentlich als quietschfidele Frau kennen
gelernt, und es hat ihn immer irgendwie fasziniert, dass ich so voller Möglichkeiten
steckte: „Geht das nicht, geht was anderes.“, und...
Th: Und jetzt bist Du quasi „alle, müde, abgebrannt, ausgebrannt“
und Du bist voller Schuldgefühle.
Kl: Ja.
Th: Also muss eine ganze Menge passiert sein oder Du musst Dich verzehrt haben,
so ausgebrannt zu sein. Er müsste wissen, wo Du Dich selbst fertig gemacht
hast oder welche Situation dazu beigetragen hat. Vielleicht hat er auch dazu beigetragen?
Er müsste das auf jeden Fall wissen und Dir eine Situation zeigen können.
Kl: Ja, Thomas, ich bin irgendwie so ausgebrannt und so leblos. Kannst Du mir
sagen, was passiert ist? „Ja, das kann ich Dir schon sagen! Du hast mich
letztendlich gar nicht so sehr gemocht, von Anfang an. Gemocht schon, aber nicht
als Ehemann, vielleicht als Freund. Irgendwann hast Du gemerkt, dass ich ein netter
Kerl bin und wolltest mir deshalb alles recht machen, hast dabei aber recht früh
erkannt, dass Dich das langweilt.“
Th: D.h. er war einfach nicht der richtige Mann. Wie lange wart ihr zusammen?
Kl: Fast 20 Jahre.
Th: Dann frag ihn mal ganz konkret: Hat das dazu beigetragen, dass das Lebensfeuer
damals angefangen hat auszugehen und jetzt aus ist? Er soll mit dem Kopf nicken
oder mit dem Kopf schütteln.
Kl. Thomas, ganz konkret: War das der Anlass, dass mein Lebensfeuer ausging? Während
dieser langen Zeit? „Ja, schon auch, aber nicht nur.“
Th: Was war noch daran beteiligt?
Kl: Was war noch beteiligt? (Pause) „Das war Deine familiäre Situation.
Du warst immer noch von Zuhause abhängig, und wenn es nur von der Kommunikation
war, es hat Dich immer sehr beeinflusst. Du konntest dem nicht gerecht werden:
Da war das, was Deine Eltern von Dir verlangt haben und das, was ich von Dir verlangt
habe. Ich habe mir gesagt: Gut, wenn sie mich schon nicht so 100%ig liebt, dann
soll sie mir wenigstens alles machen!“
Th: Also er hat das gerade gegen Dich verwendet?
Kl: Ja.
Th: D.h. Dein Lebensfeuer ist Stückchen für Stückchen, ganz leise,
ausgegangen. Weil Du letztendlich nicht wirklich von Zuhause abgenabelt warst,
und weil er, als Mann, Dich nicht wirklich jedes mal wieder in Brand gesteckt
hat!
Kl: Ja, genau! Genau!
Th: Was machen wir jetzt?
Kl: Ja.... *lacht*
Th: Vielleicht Deinem Papa noch mal zeigen, dass er irgendwie dazu beigetragen
hat – warum auch immer, das ist egal – aber er soll es zumindest wissen.
Kl: Vater, komm mal her und schau Dir die Situation an: Da ist der Thomas, und
da bin ich, und da ist mein Lebensfeuer, das ausgegangen ist. Thomas sagt, teilweise
bin ich selbst dran schuld, weil ich ihn nicht so geliebt habe, nicht lieben konnte,
und andererseits hat mein Elternhaus da mit rein gespielt. Er sagt, dass ich immer
so zwischen den Stühlen stand: Da hat mich mein Mann gezogen, da haben mich
meine Eltern gezogen, und ich hab mich dazwischen aufgerieben, mich verschlissen.
Th: Was sagt Papa? Wie reagiert er?
Kl: Naja, der sagt: „Wir haben es Dir ja gleich gesagt, dass das nicht der
richtige Mann für Dich ist!“.
Th: Im Klartext: Dein Vater gibt Dir sogar noch das Schuldgefühl und sagt
„Naja, hättest Du mal auf uns gehört!“?
Kl: Ja, genau, Papa, Du hast vielleicht schon einen besseren Blick gehabt oder
hast das anders gesehen, aber ich, in dem Moment, stand mitten im Geschehen, und
ich musste diese Erfahrung auch erst mal sammeln.
Th: Ich meine, wenn sie auf Dich hört, bleibt sie ja ewig Kind. Von daher:
Wie will sie wachsen, ohne Erfahrungen zu sammeln?
Kl: Ja.
Th: Und wenn sie dann die falschen Erfahrungen sammelt, sagt der Papa: „Siehst
Du, hättest Du mal auf mich gehört!“, das ist ein unglaubliches
Dilemma, da kannst Du einfach nur noch resignieren.
Kl: Ja.
Th: Kann Papa mithelfen? Das ist Dein Lebensfeuer! Darum geht es ja, dass es entweder
nicht aus geht oder wieder an geht.
Kl: Papa, ich möchte nicht, dass mein Lebensfeuer ausgeht, das muss an gehen!
Kannst Du mir helfen? Es ist wichtig! Schau mal, ich bin jetzt 50 Jahre alt, und
es ging mir letztendlich nicht schlecht, aber mein Leben ist einfach so ohne Spannung,
es plätschert so dahin, es ist so gleichförmig, gleichmäßig,
es ist ohne Höhepunkte. „Ich soll Dir helfen? Ich möchte Dir natürlich
helfen, wir haben uns ja dahingehend schon geeinigt, dass für uns das Leben
angenehmer ist, wenn wir uns stützten, anstatt uns zu bekämpfen. Wie
kann ich Dich stützen?“
Th: Am wichtigsten wäre es, wenn er Dir helfen würde, fast bedingungslos,
damit Du als Kind nicht das Gefühl hast, Du müsstest seine Wünsche
erfüllen. Das wichtigste wäre: Das Lebensfeuer geht nicht aus. Er müsste
eine Haltung annehmen, in der er Dich unterstützt und Du darfst Deinen Weg
gehen, ab 30. So lange Dein Lebensfeuer brennt ist das ja prima, aber wenn es
anfängt, auszugehen, dann trägt das sehr dazu bei, dass es erstickt:
Du willst es jedem recht machen und das funktioniert nicht. Mach ihm das irgendwie
klar!
Kl: Vater, weißt Du, ich hab sehr viel Energie, aber wenn die von allen
Seiten weg gezogen wird, dann geht mein Feuer aus. Du musst mich jetzt so stärken,
dass ich genau weiß, was mir gut tut und was schlecht für mich ist.
Th: Guck mal, was er dazu meint.
Kl: „O.k., das mach ich sehr gerne, aber dann musst Du mir sagen: Was stärkt
Dich denn überhaupt?“
Th: Lass eine Situationen auftauchen, in der Dein Vater Dir geholfen hat und du
trotzdem machen konntest, was sich für Dich gut angefühlt hat. An so
einem Beispiel machst Du es ihm noch mal klar.
Kl: Vater, z.B. als ich mein Studium angefangen habe hast Du gesagt: „O.k.,
ich gebe Dir jetzt so und so viel Geld, mach mal!“, Du hast nicht immer
nach gefragt „Wie ist das? Wie geht das?“, ich bin damit klar gekommen.
Ich hab genügend Zeit gehabt, um mein Lernpensum zu bewältigen, um meine
Freude zu bewältigen, zu leben, das war eigentlich schön. Ich hatte
meinen Rahmen und hab meine Pflichten erfüllt, da hab ich mich sehr wohl
gefühlt. Aber als das dann zu Ende war, hat mir wieder so ein bisschen der
Rahmen gefehlt. Vielleicht auch, dass Du wieder hinter mir stehst? Du hast es
ja versucht, ich hab in deinem Büro gearbeitet, *schnauft angestrengt*, das
haben wir ja schon gehabt, da hab ich mich so unwohl gefühlt, so eingeengt,
dass ich froh war, wieder raus zu kommen.
Th: Guck mal, ob das auch Deine Lebensfreude eingeengt hat?
Kl: Nein, ich wollte diesen Weg probieren, weil man Vater es sich so vorgestellt
hatte, und ich hab ihn probiert, aber mir war das viel zu eng und ich wusste gleich,
ohne mir das erst zugestehen zu müssen, dass das überhaupt nicht das
Richtige für mich ist. Und dann habe ich in einem Sportzentrum abends bedient,
um mir Geld zu verdienen, um einfach irgendwie abhauen zu können. Ich hatte
nie den Mut, Dir zu sagen, dass das bei Dir nix für mich ist: So eng, im
Elternhaus... ich hab zwar nicht dort gewohnt, ich hatte mir außerhalb,
in Aschaffenburg, eine Wohnung genommen, aber... ach... dieses arbeiten bei Euch
im Haus, und alles so eng, unten die Mutter, die mit dem Mittagessen gewartet
hat usw. Das war für mich so uninteressant, so... *uah*
Th: Guck mal, wie Deine Mama und Dein Papa darauf reagieren, nachdem Du das so
deutlich heraus gearbeitet hast!
Kl: Ja, meine Mutter wusste das, sie hat gesagt: „Ja jetzt sag doch endlich
mal, was Sache ist!“, sie hat den Stein praktisch ins Rollen gebracht, und
dann hab ich aufgehört. Ja, dann hat mir mein Vater auch wieder diesen Raum
gegeben. Ich wollte anschließend Steuerberaterprüfung machen, ganz
schnell, das war aber auch nix, aber das durfte ich zumindest ausprobieren. Dann
hab ich bei der Commerzbank gearbeitet, und hab so eine „Trainee –Ausbildung“
gemacht, da hatte ich den Rahmen nicht mehr, ich hatte meinen Mann kennen gelernt
- das ging alles relativ schnell - ich wollte aufhören, dort zu arbeiten,
und da war ich schon schwanger. Ich hab die Ausbildung noch zu Ende gemacht und
bin dann in Mutterschaftsurlaub. Ab diesem Zeitpunkt hat mir der Rahmen gefehlt.
Th: Wenn Du jetzt in dieser Zeit bist, geh doch mal gleichzeitig in den Raum und
guck mal, ob der Ofen da noch brennt!
Kl: Ja, er brennt ein bisschen.
Th: Er hat auch schon abgenommen?
Kl: Ja, er hat schon abgenommen.
Th: Er soll Dir mal zeigen: Gibt es ein Ereignis, dass deutlich dazu beträgt,
dass er abnimmt! Manchmal sind das so ganz markante Ereignisse. Er soll Dir eines
zeigen!
Kl: Das Feuer soll mir das zeigen?
Th: Oder der Ofen.
Kl: Ja, der Ofen. Ofen, Du brennst ja auf ganz kleiner Flamme - ich merk, wie
die Flamme immer kleiner wird - was war schuld, dass meine Lebensenergie so ausgebremst
wurde? (längere Pause) „Ich kann es Dir nicht sagen.“ Ich hab
jetzt richtig Ohrenschmerzen.
Th: Die sollen sich umsetzen!
Kl: Mein linkes Ohr tut mir weh.
Th: Der Schmerz soll sich umsetzen: Guck mal, was das Ohr Dir sagt, was Du hörst?!
Kl: Ohr, was höre ich, was passiert hier, das so schlimm ist, dass mein Lebensfeuer
ausgeht? (Pause) Warum tust Du mir weh? „Du hörst nicht.“ Aber
auf was soll ich denn hören? „Du hörst nicht auf Dich. Du hörst
auf alle anderen, nur nicht auf Dich.“ (längere Pause)
Th: Hör mal, was Du sagst, in dem Alter. Lass Dich mal auftauchen und frag
die Ilka „Was willst Du?“, „Was sagst Du, was ich nicht hören
will?“, oder so.
Kl: Ilka, was willst Du mir sagen, das ich nicht hören will? „Ich will
Dir sagen: Du musst Dich befreien! Du musst Dich von Deinen Fesseln befreien!“
Th: Guck mal, wo dieser Satz her kommt! In welchem Alter spürst Du diesen
Satz ganz deutlich?
Kl: Da war ich gerade mit dem Abitur fertig und bin von Aschaffenburg nach Würzburg
gegangen. Ja, Ilka, was willst Du? Von was willst Dich befreien?
„Deine Eltern wollen, dass Du spurst, aber ich will meinen Weg gehen.“
(Pause) Und dieser Weg, der war jetzt erst mal nicht mit Pflichten vollgestopft.
Die hab ich schon erfüllt, aber das war mir nicht das Wichtigste, das Wichtigste
war ich mir eigentlich selbst: Was tut mir gut? Dass ich der Liebe nach gegangen
bin, das war mir wichtig.
Th: Guck mal, wie dann Dein Feuer brennt!
Kl: Das brennt dann, ja!
Th: Dann geh einfach auf der Zeitachse weiter und guck, wann es weniger wird.
Da muss irgend was schief gelaufen sein. Guck einfach auf Deinen Ofen, und geh
auf der Zeitachse: Wann wird es weniger?
Kl: Das wird weniger, nach meinem Studium, da war ich erst mal so ein bisschen
reduziert. Dann ging dieses „neue Leben“ los, und ich wollte dieses
„neue Leben“ eigentlich gar nicht. Gut, ich war jetzt mit meinem Studium
fertig, irgendwann muss man ja dann mal machen, aber ich hätte gerne so weiter
gemacht. Ich hatte da irgendwie so ein Defizit, ich hätte das noch mehr gebraucht,
aber dann hat sich der äußere Rahmen geändert.
Th: D.h. Du hättest eine Aufgabe gebraucht, bei der Deine Lebensenergie eher
gefordert wird?
Kl: Ja.
Th: Was hätte das sein können? Kannst Du Dir etwas ausdenken?
Kl: So habe ich mich wohl gefühlt: Mal ein bisschen lernen, dann Prüfungen
schreiben usw., das hätte ich so gerne noch weiter gemacht... also irgendwie
so „Halligalli-Leben“
Th: Also nicht so eine Verantwortung...
Kl: Ja, genau. Da hatte ich scheinbar (Kassette dreht um)... diese Freiheit, diese
fünf Jahre, die haben mir sehr gut getan. So habe ich mich wohl gefühlt.
Th: Da brannte Dein Lebensfeuer!
Kl: Ja.
Th: Wie kannst Du das erhalten und trotzdem weiter gehen? Ich meine, dass das
Lebensfeuer nicht aus geht.
Kl: Das heißt im Klartext: Ich muss mir die Liebe erhalten.
Th: Offensichtlich. Oder irgendeine Art von innerer Freiheit. Es muss sein, dass
Du „Du selbst“ bleibst, Deinen Weg gehst, verliebt bleibst, alles
mögliche. Gibt es irgend eine Entscheidung, wo Du merkst: „Oh, das
war jetzt die Falsche!“.
Kl: Naja, ich bin nicht dran geblieben, an meiner Liebe, sag ich mal, sondern
ich hab mich wieder einfangen lassen, in die Verpflichtungen. In die Verpflichtung,
einen Job anzupacken, das, was ich gelernt habe, umzusetzen, und ich war dazu
noch gar nicht richtig bereit. Ich kann mich erinnern, Vater, weißt Du noch?
Als Du zu mir gesagt hast: „Naja, jetzt hab ich Dir das hier alles ermöglicht,
jetzt, was möchtest Du machen?“, ich wusste das gar nicht so genau.
Dann hab ich es erst mal bei Dir probiert, anschließend haben wir gesagt,
o.k., dann bereite ich mich auf die Steuerberaterprüfung nur theoretisch
vor, das wollte ich gleich machen, und merkte, dass es das auch nicht war. Dann
hab ich mich bei der Bank beworben. Ich wollte es probieren, nicht das es mich
jetzt dahin gezogen hätte, dass ich gesagt hätte: „Oh ja, das
will ich unbedingt!“, ich wusste nicht, ob ich es wollte, ich wollte es
erst mal probieren.
Th: Das klingt so ein bisschen wie das mit dem Dachfenster: Du musstest gucken,
es ausprobieren, damit Du es weißt. Das ist erst mal nichts Verkehrtes,
denn wenn es schön ist, kannst Du bleiben, oder Du kannst es abändern
usw. Guck mal, ob das Dein Lebensfeuer reduziert hat! Also gehe zurück zu
dem Ofen und guck, ob das Feuer sich verändert hat, oder ob es immer noch
o.k. ist!
Kl: Es ist zwar ein bisschen zurück, weil das jetzt ein anderer Rahmen ist,
aber es ist noch nicht erloschen.
Th: Gut. Wann hast Du diese Beziehung angefangen? Wann hast Du geheiratet? Geh
in diese Szene rein, vielleicht ist es das. Denn wenn Du sagst „die Liebe“,
dann ist das ja etwas ganz lebendiges, wesentliches.
Kl: Naja gut, ich war irgendwie so abgeschnitten, erst war ich in Aschaffenburg
und dann in Schweinfurt, bei der Commerzbank, also auch wieder in der Nähe
von Würzburg, und das war eigentlich alles super, nur mit dem Lieben, das
war nicht mehr so, wie ich das gewöhnt war. Ich musste jeden Tag nur arbeiten
und abends war das ganz anders als früher, ich weiß ich gar nicht,
was ich da gemacht habe. Ich habe mich schon etwas abgeschnitten gefühlt.
Zwar hab ich mich noch ausgelebt, am Wochenende, aber ich hab mich nicht mehr
so wohl gefühlt. Da hat das angefangen.
Th: Warst Du schon mit Deinem Mann zusammen?
Kl: Nee. Ach, ich weiß ich jetzt auch nicht mehr, was ich da alles so gemacht
habe?! Irgendwann hat eine Würzburger Freundin ein Zweigstudium dran gehängt
und wir haben uns in Nürnberg getroffen - zu der Zeit habe ich, wie gesagt,
in Schweinfurt gelebt - und wir haben gequatscht und gequatscht, sind abends weg
gegangen und da hab ich meinen Mann kennen gelernt. Der hat mich gelangweilt,
eigentlich...
Th: Schau mal, ob jetzt Dein Feuer runter geht oder aufblüht!
Kl: Nee, das Feuer ist noch an, es wurde sogar wieder ein bisschen größer,
das war ja auch eine schöne Zeit. Wir haben geheiratet, dann kam die Tine
auf die Welt.
Th: Lass mich mal abfragen:
Kl: Ja?
Th: Geh noch mal in den Moment, wo Du heiratest, genau in den Moment, wo Du ja
sagst. Spür mal, wie viel Prozent hat das Ja und wie viel Prozent hat das
Nein. Wenn der Pfarrer fragt: „... ihn zu heiraten?“, „Ja“
– guck mal, was ist das für ein Ja? Wie viel Prozent hat das?
Kl: Das hat eigentlich 100% .
Th: Du warst also 100%ig einverstanden? Du wusstest, dass ist absolut richtig,
was Du machst?
Kl: Ja. Das war für mich damals richtig. Wir haben relativ schnell geheiratet,
nach einer Woche wussten wir das, und dann ging das alles ganz schnell, „Zack,
zack“.
Th: Brannte das Feuer an dieser Stelle noch ganz heftig?
Kl: Da brennt das noch.
Th: Du warst also richtig in Euphorie?
Kl: Ja, genau. Da war das noch da, und dann kam die Tine, damit kamen wieder die
ganzen Verpflichtungen, und ich hab gemerkt: Mein Mann ist ja gar keine richtige
Stütze. Wenn der was nicht machen wollte, dann haben wir ewig diskutiert,
und das war mir zu mühselig, da hab ich es lieber gleich selbst gemacht.
Da begann es, dass ich ihn schon gar nicht mehr gefragt habe, sondern gleich alles
selbst gemacht habe. Es war mir zu anstrengend, er hatte immer so abstruse Gedanken,
das war mir einfach zu lästig. Das war auch die Zeit – das hat sich
also schon während meiner Studienzeit heraus kristallisiert – als ich
im März immer Schnupfen hatte, bis mir einer mal gesagt hat: „Oh, das
ist vielleicht eine Allergie?“, und dann hat man festgestellt, dass ich
allergisch bin, diese Zeit war das. Das hat sich dann während meiner Schwangerschaft
total verstärkt, so dass ich keine Luft bekommen habe und das wurde dann,
als die Tochter auf der Welt war, richtig schlimm mit dem Heuschnupfen.
Th: Das war das erste Zeichen: Irgendwas geht schief.
Kl: Ja, irgendwas läuft schief.
Th: Guck auch an der Stell noch mal: Wie brennt Dein Feuer?
Kl: Es brennt immer noch, es brennt. Also es ist ein kleines Feuer, aber es brennt.
Th: Lass mal den Heuschnupfen auftauchen, so als Gestalt vielleicht, als Gefühl,
als Erinnerung, und frag ihn: Was war der Grund, dass er damals so heftig kam?
Und guck mal, ob er Dir Hinweise gibt!
Kl: Ja, der kam, weil ich nicht alleine sein wollte. Meine erste große Liebe,
die war damals verheiratet, und so in den Anfängen war man ja nicht ständig
zusammen, und ich hatte oft so ein Gefühl, nicht alleine sein zu wollen.
Das hat sich da so entwickelt. Ich hab mir dann natürlich überall Ablenkung
geschaffen. Ich bin mit der Brechstange los und hab gesagt: „Ich möchte
nicht alleine sein. Ich muss mir Ablenkung schaffen.“.
Th: D.h. eigentlich bräuchtest Du an der Stelle die Qualität “Souveränität“,
um alleine sein können.
Kl: Ja.
Th: Dann machen wir noch mal das mit der Farbe, damit wir eine Veränderung
rein kriegen. Frag noch mal Dich, dort, welche Farbe würde dieser Qualität
entsprechen?
Kl: Schwarz.
Th: Ja, schwarz ist Abgrenzung, schwarz ist kein Licht, keine Farbe, aber bedeutet
auch einfach Abgrenzung. Dann lass Dir dieses Schwarz einlaufen, erst mal wieder
in Dich!
Kl: Ja. (ruhige und gleichzeitig kraftvolle Musik wird eingespielt) Ich bin jetzt
voll.
Th: Dann lass die Farbe jetzt noch mal in Dich rein laufen und dann zu Dir hin,
damit die Ilka sich verändern, sich abgrenzen kann.
Kl: Ich bin jetzt auch voll.
Th: Guck mal, wie sich das auswirkt. Wie lebt die Ilka weiter? Guck auch mal das
Feuer an!
Kl: Das brennt jetzt wieder kräftiger, und für mich ist so ein ganz
großes NEIN am Horizont erschienen, was jetzt irgendwie für mich bestimmend
ist, einfach erst mal „Nein!“ sagen.
Th: D.h. in Deiner Entwicklung steht es jetzt an, Dich abzugrenzen, deshalb ist
das „Nein“ da. Deinen eigenen Weg zu finden, nicht dass Du irgendeinen
Weg läufst, den andere einfach nur vor geben.
Kl: Ja.
Th: Vielleicht kann sogar Deine Ehe besser funktionieren, dadurch dass Du Nein
sagst?
Kl: Oh, nee, das nicht... also ich guck mal!
Th: Ja, lass Dich mal überraschen.
Kl: Gut. Ich bin ja jetzt voll gefüllt mit Abgrenzung und jetzt...
Th: Es geht nicht darum, dass Du Dich überall abgrenzt, und überall
Nein sagst, sondern dass Du Nein sagen kannst, wenn es nötig ist, damit Du
Deinen Weg gehen kannst. Also in dem Fall brennt Dein Feuer jetzt mehr?
Kl: Ja.
Th: Dann guck mal, wie sich das auswirkt!
Kl: Das ist der Thomas nicht gewöhnt, das ist ihm auch zu anstrengend. Da
trennen sich unsere Wege total, denn er will jemand, der mit ihm geht, ihn anerkennt,
ihn bewundert, und das mach ich nicht.
Th: Und guck mal das Lebensfeuer an!
Kl: Ja, das Lebensfeuer brennt.
Th: Geht das tatsächlich bis zur Trennung?
Kl: Ja, das geht zu einer Trennung, auf jeden Fall!
Th: Geh ruhig mal weiter, trenne Dich von ihm, und guck, ob Dein Lebensfeuer weiterhin
erhalten bleibt!
Kl: Mein Lebensfeuer brennt.
Th: D.h. also: Du hast ganz deutlich gespürt, dass Du Dich verbiegen musstest,
damit ihr Euch nicht trennt?
Kl: Ja!
Th: D.h.: Du musst Dich aufgeben, damit Eure Ehe besteht?
Kl: Ja! Ja, so ist es!
Th: Das hat mit Brustkrebs natürlich ganz viel zu tun.
Kl: Ja! *lacht*
Th: Oder mit der Heilung von Brustkrebs, denn das ist ja genau dieser Punkt.
Gut. Also jetzt geht es ausschließlich darum, dass Du Deine Lebensfreude
wieder gewinnst, die Lebensenergie, egal, was es kostet, das ist ja in Deiner
Innenwelt. Du sollst eine tiefgehende Erfahrung machen, damit Du weißt,
wie Leben funktioniert. Es hätte auch sein können, wenn Du nein sagst,
fängt er an ja zu sagen. Aber gut, wenn er eine Frau wollte, die ja sagt,
und er merkt jetzt, es geht nicht und Dich verlässt, ist die Bindung von
seiner Seite zu Dir auch ziemlich gering, das heißt das für mich.
Kl: Ja.
Th: Das ist ihm im Grunde doch egal, er wollte nur Dein Ja haben, aber nicht Dich!
Kl: Ja, genau!
Th: Gut. Dann guck mal, wie du ohne in lebst?
Kl: Gut! Gut! WOW! Das Feuer, das flackert!
Th: Guck mal, wie lange die Ehe jetzt gehalten hat? So symbolisch in Deiner Innenwelt?
Wie lange konntest Du durchhalten?
Kl: 4 Jahre. Und das war schon viel.
Th: Und so hast Du 20 Jahre durchgehalten?
Kl: Naja, 19!
Th: 15 Jahre mehr, das ist schon viel. Da geht eine ganze Menge in Dir kaputt.
Guck mal wie es Deinem Kind geht, oder wie Deine Entwicklung weiter läuft...
Kl: Mit meinem Kind ist das ganz anders, das entwickelt sich jetzt ganz anders.
Sie war es früher immer gewohnt, dass ich alles mache und für alles
da bin und jetzt ist sie nicht so behütet zu Hause, sondern geht mittags
in eine Betreuung, weil ich arbeite. Aber all das macht nix, denn die Zeit, in
der wir dann zusammen sind ist viel schöner, weil nicht jeder vom anderen
erwartet: „Das muss er machen und das.“, sondern jeder seines selbst
macht!
Th: Also wäre das ein perfektes Beispiel dafür, dass Zusammenbleiben
in diesem Fall nachteilig ist und eine Trennung besser gewesen wäre.
Kl: Ja.
Th: Ehe als Hindernis...
Kl: Ja.
Th: Dann guck mal, wie geht es weiter, bis zur heutigen Zeit?
Kl: Na gut, dadurch ist natürlich auch der Beruf für mich kein Problem,
weil ich musste mich ja da rein stürzen und das war ein nahtloser Übergang,
zwischen Ausbildung, kurzer Ehe und dann wieder Beruf. Ich hab jetzt auch gemerkt,
dass das für mich eigentlich sehr schön ist! Früher war ich immer
so gegen den Beruf, ich wollte immer erst meine Sachen leben, ja, und mich nicht
wieder in eine Anspannung rein stürzen, aber jetzt merke ich, dass mich das
fördert und mich begeistert, und ich merke, wie das Feuer dadurch wieder
größer wird!
Th: D.h. es bekommt durch das Leben selbst wieder Nahrung und stabilisiert sich
und wird sogar noch größer, wächst?
Kl: Ja!
Th: Super! So soll es auch sein!
Kl: Ja.
Th: Dann guck mal, wie es weiter geht, bis in die heutige Zeit.
Kl: Gut, dadurch wusste ich viel früher, was ich will und was ich nicht will
und das hat sich auch auf meine Männer übertragen. Ich war ja viel klarer.
Th: Also hast Du auch viel bessere, schönere und interessante Liebhaber?
Kl: Ja.
Th: Super! Das würde bedeuten, der Raum müsste sich enorm verändern,
weil der Ofen wieder heizt. Geh mal rein und guck ihn mal an!
Kl: Ja, das ist schön! Diese Kirchenbank ist jetzt zu einem Designerstück
mutiert und der Raum hat ein Gesicht bekommen, er ist wohnlich geworden. Es sind
keine schwarzen Wände mehr, sondern es sind sogar weiße Wände,
und die Bank, die da so an der Wand fest stand, die wirkt jetzt fast wie das Kernstück
des Raumes: Symbolisch für meinen Rückzug hier in diesem Raum! Damit
ich mir, wenn ich mich darauf setze, und ins Feuer schau, bewusst mache, dass
es hier um mich geht, dass das hier mein Feuer ist, das ich beobachten darf.
Th: Ein Kirchenraum ist auch im übertragenen Sinne, logischerweise, so was
wie ein spiritueller Raum, also Dein Innerstes, der Wesenskern, der seelische
Qualität hat. Und Du siehst wie der aussah! Dunkel, eine Bank, ganz oben
war noch ein bisschen Licht, die schöne Landschaft – also der Hintergrund
ist da – aber der Raum war düster, karg, und tot, denn das Feuer war
aus. D.h. Du hast also nichts anderes gemacht, als in der richtigen Situation
angefangen das Nein da rein zu bringen.
Das musst Du logischerweise auch noch nachholen, sag ich jetzt mal, so ein bisschen
lernen, nein zu sagen, damit Du dann auch wieder besser ja sagen und Deinen eigenen
Weg gehen kannst, das ist das Wichtigste. Jetzt haben wir Deine Heilung angefacht,
denn Deine Lebensenergie ist wieder da.
Kl: Ja! *lacht von Herzen*
Th: Guck mal, wie das zusammen hängt: Im ersten Teil war der Boden nicht
tragfähig, weil die Beziehung zu Deinem Bruder nicht auf Vertrauen aufgebaut
war, deshalb kamst Du nicht in die Küche, nicht zum Essen. Gleichzeitig:
Was nützt Dir das Essen, wenn das Feuer schon tot ist? Diese zwei wesentlichen
Punkte haben gefehlt. Die Lebensenergie muss wieder brennen, lodern!
Gut. Dann zeigst Du jetzt Deinem Papa diesen Raum!
Kl: Ja.
Th: Du bringst ihn da rein und sagst ihm: „Guck mal, ich hab mich von ihm
getrennt!“, er soll aber nicht wieder anfangen mit dem „Ich hab es
Dir doch gesagt!“,
Kl: *lacht*
Th: Es geht ja nicht darum, wer Recht hat! Das ist egal, er soll nur zu Dir halten.
Kl: Vater, komm mal mit in den Raum, ich will Dir den jetzt zeigen! „Oh,
der ist ja toll! Das ist gigantisch!“, aber er nimmt sofort Anstoß
an der Kirchenbank! Er sagt: „Die passt doch gar nicht rein!“, da
sag ich ihm: „Setz Dich doch mal drauf!“, und nun setzt er sich mit
drauf und wir sitzen beide so vor dem Feuer, und er sagt: „Puh, die muss
ja da rein!“.
Th: Ja, denn es ist DEINE Bank! Du hast gesagt „Designerbank“, es
ist also ein ganz präzises, seltenes Stück, auf Dich zugeschnitten.
Du hast sie selbst raus gesucht, es ist Deine Bank, Dein Platz, Dein Ort. Damit
hat er natürlich erst mal ein Problem, aber wenn er drauf sitzt, kann er
Dich wahr nehmen, denn es ist ja Deine Sache - ja, das ist toll! Und jetzt hol
Deinen Ex-Mann noch herbei, der soll es sich auch angucken! Wie reagiert Thomas?
Kl: Thomas, setz Dich, das ist jetzt mein Raum, mein Lebensfeuer brennt wieder!
Das ist ihm zu grell! Das ist ihm zu viel Harmonie, oder zu viel... er will da
nicht bleiben.
Th: Nee, das ist ja auch nicht sein Raum. Er soll nur mal sehen, was Du aus Deinem
Raum gemacht hast. Denn vorher war er dunkel und tot und hatte kein Lebensfeuer
mehr, was auch das Ergebnis von 19 Jahren Ehe mit ihm war, und jetzt sieht er,
wenn Du Deinen eigenen Weg gehst, was daraus wird, und das soll er auf jeden Fall
wissen. Natürlich ist das nicht sein Raum.
Kl: Aber er sagt zu mir, er wusste das schon immer.
Th. Das würde ja bedeuten, er hat Dich absichtlich, gegen Deinen Willen,
ausgenutzt? Wenn er das immer wusste, heißt das, er hat dich nicht aufblühen
lassen, dann ist er sogar ein bisschen schuldig. Das ist dann schon eine fiese
Art!
Kl: Ja, aber es ist so!
Th: D.h. er weiß, dass es Dir nicht gut tut und benutzt Dich für sich?
Kl: Ja.
Th: Das ist eine Entwicklungsverweigerung auf seiner Seite: Er hält Dich
so zurück, damit er sich nicht bewegen muss.
Kl: Ja! So ist es!
Th: Vielleicht hast Du diese Schuld mit übernommen? Vorhin waren doch noch
Schuldgefühle da. Vielleicht spürt er, dass er viel falsch gemacht hat
und Du hast das irgendwie akzeptiert und Dich mit schuldig gemacht, ich weiß
nicht so genau, frag ihn mal, ob da irgendwas mit Schuld läuft, wenn er das
so sieht.
Kl: Thomas, wenn Du das so siehst, und mir sagst, Du wusstest das schon immer,
dass mein Feuer so lodern könnte, hast Du mich ausgenutzt? Hast Du mich für
Deine Zwecke benutzt? Ja, das hat er.
Th: Frag ihn mal, ob ihm das nicht Schuldgefühle macht? Das kann sich ja
nicht gut anfühlen!
Kl: Macht Dir das Schuldgefühle, dass Du mich jetzt über die Jahre praktisch
ausgenutzt hast? „Nee, macht mir keine Schuldgefühle, Du hast mich
ja auch ausgenutzt!“
Th: Also das heißt, da lief irgendwas gegenseitig. Ihr habt Euch gegenseitig
in der Entwicklung verweigert, Euch dafür benutzt, dass ihr in der Starre
bleibt, und habt beide eigentlich dabei verloren. Oder zumindest Du hast verloren,
ob er verloren hat, weiß ich nicht.
Kl: Vom äußeren Rahmen hat er sein Leben ja wieder so weit geordnet,
dass er neu geheiratet hat und was ganz anderes macht.
Th: Vielleicht hat er trotzdem Lebensenergie verloren, oder... keine Ahnung?!
Kl: Ja, das weiß ich, das spür ich: Er hat Lebensenergie verloren!
Und bei mir ist es so, dass ich ja jetzt wieder Lebensenergie gewonnen habe.
Th: Jetzt, durch die Auflösung?
Kl: Ja.
Th: D.h. der Brustkrebs hat Dich sogar gezwungen, so tief in Deine Hintergründe
rein zu gehen, dass Du Deine Lebensenergie wieder entfachst. Das gehört mit
zur Heilung, also eine positive Absicht, die man der Krankheit unterstellen könnte.
Kl: Ja! Ja!
Th: Die wollte Dich wieder lebendig machen.
Kl: Ja!
Th: Die wollte Dich wieder zurück führen, auf Deinen Weg.
Kl: Ja! Ja!
Th: Das klingt ja alles ganz gut. Was sagen eigentlich die Zwerge zu diesem tollen
Raum?
Kl: Die Zwerge, die sitzen dick und fett da und sagen: „WOW! Das war wieder
ein ganz schönes Stück Arbeit!“, und freuen sich natürlich
über diesen neuen Raum. Sie bieten auch gleich wieder ihre Dienste an, aber
ich sage, dass ich sie gerne hole, wenn ich sie brauche.
Th: Jetzt machst Du noch mal eine kurze Hochrechnung: Guck mal, wie Deine Brust
sich entwickelt, jetzt, da im Ofen wieder ein Feuer brennt. Einfach mal so ein
paar Tage, Wochen, Monate nach vorne gehen und spüren: Wie fühlt es
sich an, was passiert?
Kl: Das löst sich jetzt, es darf raus gehen, der Knoten löst sich auf,
und hier, in der linken Brust, das war ja wie ein Nadelöhr, durch das die
ganzen Schlacken, sag ich mal, durch mussten, und das ist jetzt durchgängiger,
das kann jetzt frei abfließen.
Th: Guck mal, was der Arzt in ein paar Monaten sagt! Lass ihn mal was machen,
irgendeine Untersuchung, und guck mal, zu welchem Ergebnis er kommt! Einfach mal
eine Hochrechnung machen. Welche Bilder kommen dazu?
Kl: Ich möchte in die Uni, in die verfluchte Uniklinik in Würzburg,
und möchte von dem Professor eine Ultraschalluntersuchung machen lassen und
noch mal diese Röhrenuntersuchung, abchecken, ob noch irgendwo was ist. Ich
sehe, er hat die alten Unterlagen rausgekramt und sagt: „Was wollen sie
hier? Sie haben immer noch nix gemacht?!“, und da sag ich: „Ich möchte
von Ihnen nur noch mal eine Nachuntersuchung, eine neue Statusaufnahme: JETZT.
Wie sieht es jetzt aus?!“
Th: Es könnte sich ja auch verschlimmert haben, man weiß es ja nicht,
nur mal gucken! Vielleicht müsstest Du jetzt was machen, wenn es sich verschlimmert
hat, dann wäre er ja motiviert...
Kl: Genau. Und er sagt: „O.k. Machen wir!“, und dann hab ich das Ergebnis:
Es ist nichts mehr nachzuweisen.
Th: Schau ihm mal ins Gesicht und schau mal, wie er guckt!
Kl: Oh, der wird richtig zornig! Er hat äußerlich wie so eine Maske,
die bewegt sich kaum, aber ich merke wie innerlich die Säfte in ihm hoch
steigen, und wie er zum ersten mal jemandem in die Augen schaut, der sich seinen
Anordnungen total widersetzt hat. Er war ja der Erste, der gesagt hat, er würde
dafür plädieren, dass die Brust ab kommt.
Th: Eine oder beide?
Kl: Beide!
Th: Wie lange ist das jetzt her?
Kl: Das war genau vor einem Jahr.
Th: Genau vor einem Jahr hat der gesagt: „Beide Brüste müssen
weg!“?
Kl: Ja.
Th: Jetzt geh zu ihm hin *lacht* und sage: „Na, das ist doch schön,
dass sie dran bleiben.“, ...die Männer freuen sich!
Kl: *lacht*, irgendwie ist das doch komisch! Und ich möchte ihm auch noch
sagen – er hat mir damals gesagt...
Th: Sag es ihm!
Kl: Sie haben mir damals gesagt, ich hätte keine Entscheidungsmöglichkeit,
und das war für mich der erste ausschlaggebende Punkt überhaupt, so
dass ich mir gesagt habe: „Und ich habe IMMER eine Entscheidungsmöglichkeit!“
Th: Und GENAU das ist es, um was es geht, das ist dieses „Nein sagen“.
Was Du damals nicht gelernt hast, wozu Du jetzt gezwungen worden bist, selbst
von diesem Prof.: „Sie haben keine Entscheidung!“, der gibt Dir keine,
deshalb hast Du keine, und Du sagst „Doch! Ich hab eine!“, und genau
das ist die Lernaufgabe.
Kl: Puh!
Th: Sag ihm, er ist wichtig, damit die Leute nein sagen lernen!
Kl: *lacht laut*, ich hoffe, dass ich Sie jetzt auch was gelehrt habe, ansonsten
lehren Sie den Menschen Nein zu sagen!
Th: Ja, wenn er so knallhart die Leute zwingt, dann müssen die Nein sagen,
und das ist wieder der positive Aspekt an seiner Art.
Kl: Puh, das war wieder was! *lacht von Herzen*