4.12.2004 Profiling Frau I., Tinnitus
Kl: Als du eben sagtest, dass ich einen Hang hinabgleite, da habe ich so einen
moos- und grasbewachsenen Hang gesehen, da bin ich mit den Füßen zuerst
hinunter geglitten, und die Treppe, die ich sah, das war mehr so ein Holzstieg,
und der führte hinab zu so einem Gebirgsbach… und ich bin jetzt praktisch
in diesem Bach… eine sehr schöne Landschaft… menschenleer. Eine
Tür kann ich mir ja jetzt schwer vorstellen, weil ich ja draußen bin.
P: Ja… gut. Wir sind jetzt auf der Suche nach dem Hintergrund, dem Wirkungshintergrund
von deinem Tinnitus. Es ließe sich möglicherweise auch dort aufschlüsseln,
einfacher wäre es, wenn du dir einen konkret fassbaren Eingang vorstellen
könntest. Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, dass du in dieser Landschaft
einen Tunnel findest oder eine Höhle findest, wo du hinein gehst, und dir
tatsächlich so einen Gang konstruierst, so daß wir konkrete Eingangstüren
haben.
Kl: Ich könnte mir eine Felswand vorstellen. Und da ist eine Tür davor,
und die sehe ich auch schon, eine Holztür.
P: Genau. Und dann stellst du dir vor, da ist eine Treppe, die du hinunter gehst,
dass du in tiefe Schichten kommst, das ist ja ein Symbol dafür. Und wenn
du dann unten bist in diesem Gang… ja, und jetzt beschreib mal, was du dir
dann vorstellst oder was von selbst auftaucht. Und wie viel Türen es sind,
oder wie sie aussehen könnten, wenn du sie dir vorstellst…
Kl: Ich seh jetzt die eine Holztür, und wenn ich die öffne, dann schließt
sich da noch mal eine Treppe an… Es ist ziemlich dunkel, auch feucht…
an den Wänden rinnt Wasser….. Große Dunkelheit.
P: Vielleicht gibt es ja so was wie einen Lichtschalter, den du einschalten kannst,
damit es vielleicht ein bisschen leichter ist oder heller …
Kl: Ja, wenn ich jetzt Licht mache, sind da lauter Frauen, ganz viele, die alle
weiße Gewänder tragen und lange weiße Haare haben.
P: Ok… das erste, was du schon mal machen kannst, ist… oder beschreib
mir doch erst mal, wie sie aussehen. Kennst du sie, sind sie dir unbekannt?
Kl: Sie erinnern mich an meine Schwester, die ich überhaupt nie gekannt habe,
die ich aber in einer Synergetik-Sitzung gesehen habe. Ein Kind, das vor mir abgetrieben
worden ist. Sie sehen eigentlich alle gleich aus, aber es sind viele von ihnen
da.
P: Gut. Ich würde gerne noch das Thema deutlicher reinbringen. Vielleicht
sagst du ihnen allen, dass du auf der Suche nach dem Hintergrund von deinem Tinnitus
bist. Es gibt ja tausende von Themen, du kannst in verschiedene Richtungen gucken.
So dass wir das ein bisschen selektieren oder markanter machen. Normalerweise
würden wir das auf die Tür schreiben, aber da du jetzt schon da bist,
kannst du es ihnen ja mitteilen. Du kannst ihnen ja sagen, du suchst danach, warum
es diesen Ton gibt, kann mir jemand helfen, oder wisst ihr was davon… Und
guck mal, welche Reaktion kommt, wenn du es ihnen mitteilst.
Kl: Könnt ihr mir sagen, was ich hier finden kann in Bezug auf meinen Tinnitus?...
Sie zeigen in eine Richtung.
P: Dann würde ich dir empfehlen oder dir vorschlagen, geh mal dahin. Nimm
mal diesen Hinweis auf, daß wir zu diesem Thema Tinnitus kommen.
Kl: Da schließt sich wieder eine Treppe an… da ist ganz viel Nebel….
Ich kann nichts sehen richtig. Die Kühle ist spürbar, mir ist nicht
so ganz geheuer.
P: Wie ist so dein Körpergefühl, dein Grundgefühl? Geht es dir
noch gut dort, fühlst du dich noch irgendwie sicher, obwohl du nicht viel
sehen kannst?
Kl: Ist noch einigermaßen in Ordnung so…. Ich muß mich durch
den Nebel tasten, weil ich kaum was sehe.
P: Ja das wäre vielleicht schon die erste Frage in die Richtung, ist das
schon was Selbstähnliches, was mit deinem Tinnitus zu tun haben könnte?
Der Ausdruck dieser Situation oder dieses Bildes , Nebel…du musst dich durchtasten,
weißt nicht was ist? Bist ein bisschen unsicher… Ist das schon so
eine Zustandsbeschreibung, die damit zusammenhängt, oder dein Grundlebensgefühl?
Kl: Bei dem Tinnitus muß ich ja auch ertasten, was ist. Da weiß ich
ja auch nicht, woher er kommt und was überhaupt vorliegt. Es ist im Verborgenen.
Ich habe nur die Ahnung, dass es etwas Unangenehmes ist. Etwas was schwer für
mich sein wird und schmerzvoll, aber von dem ich auch weiß, wenn ich es
durchgestanden habe, dass es dann besser wird. Und das ist eigentlich auch die
einzige Motivation, warum ich dran gehe. Sonst würde ich es vielleicht gar
nicht machen wollen.
P: Ja das klingt ein bisschen so, er zwingt dich oder er führt dich…
so was? Er zwingt dich, irgendwas anzuschauen?
Kl: Er führt mich mehr… zwingen würde ich gar nicht mal sagen.
Ich kann es ja abbrechen, die Möglichkeit habe ich.
P: Ja Ina, dann laß dich mal führen. Wenn er dich führt, er zieht
dich.. klar, du kannst jederzeit abbrechen.
Kl: Da sind jetzt solche… das ist wie ein Bergwerk, und da sind so kleine
Wagen hintereinander, und in diesen Wägelchen da liegen Leichen. Die sind
so aufgestapelt.
P: Ja schau mal hin. Kennst du sie oder wie geht es dir, wenn du sie wahrnimmst?
Kl: Welche Bedeutung hat das, ich kann das nicht verstehen….
P: Ja guck mal. Wir suchen jetzt nach dem Hintergrund für deinen Tinnitus.
Du vermutest, dass es was Schreckliches sein muß, was du eigentlich nicht
gerne anguckst, aber du musst es angucken, und dann kommen sofort Leichen. Auffällig,
ne? Wichtig wäre jetzt zu wissen, kennst du die?
Kl: Dann müsste ich sie mir mal näher anschauen. So weiß ich es
nicht. Ich weiß nur, dass es mehrere sind und daß es mich an eine
andere Sitzung erinnert. Da hatte ich ganz viele Leichen an einer Kaimauer, die
schwammen im Wasser, alle mit dem Kopf nach unten, und einer hat sich umgedreht
und das war mein Vater dann.
P: Gehen wir jetzt mal nicht in die Erinnerung, denn wenn es was Wichtiges wäre
der Vater, dann müsste er ja jetzt auch wieder hier sein. Also dann wär
es schon spannend zu gucken, daß du näher gehst, um festzustellen,
ist er denn dabei, oder wer sind die denn überhaupt. Guck mal, ob es dir
möglich ist.
Kl: Es ist sehr kühl, kühl und feucht… Es fällt mir schwer,
mich diesen Wägelchen zu nähern, ich bin vielleicht so drei, vier Meter
noch entfernt – atmet schwer -.
P: Ja guck mal ob es geht. Vielleicht kannst du sie ja auch ansprechen?
Kl: Da sind so Fackeln an den Wänden, die alles schwach beleuchten…
Ein ganz langer Zug ist das. Das hat schon was Unheimliches, dass da so viele
liegen. Und ich eigentlich gar nicht weiß, was das ist.
P: Gut. Wir sind auf der Suche nach dem Hintergrund für deinen Tinnitus.
Was könntest du machen jetzt um herauszufinden, was es damit zu tun hat.
Dir den Zug mal angucken, steht da vielleicht was drauf…
Kl: Ja, da steht Tinnitus drauf – lacht -.
P: Ah, ich hab´s schon fast geahnt… Macht der vielleicht das Geräusch?
Das wär ja heiß!
Kl: Ich weiß es nicht, im Moment steht das Ding ja. Es ist ja nicht in Bewegung.
Es steht, auf mehrere Wägelchen verteilt steht das Wort.
P: Ah ja, ja. – Kl. weint -. Du bist jetzt irgendwie ganz dicht an was dran.
Da ist ein Wagen voller Leichen, in einem Bergwerk, und da war dein Vater schon
mit drin in dem Thema, das ist alles, was wir bis jetzt schon aufgedeckt haben…
Kl: Und das macht mich irgendwie traurig, ich kann nicht sagen weshalb, aber…
- weint -… und es kommt so eine Art Mitleid für mich selber hoch, dass
ich mir das antun muß, und angucken muß – weint -.
P: Hm, ja. … Das ist jetzt ein ganz starker Schlüsselsatz, „dass
du dir das antun musst“. Das wär möglicherweise ein Thema, was
damit zusammenhängt, was sich vielleicht nicht direkt ausdrückt dadrin,
ja, aber das Thema heißt, „ich muß mir was antun“. Wenn
ich dich jetzt frage, was hast du dir angetan, was kommt als Erstes? Also in deinem
Leben, als Thema, weiß ich jetzt nicht. Es repräsentiert sich ja dauernd…
was hast du dir angetan?
Kl: Durchhalten.
P: Also etwas, was ganz stark Thema ist, etwas was du dir antust, womit du eigentlich
nicht einverstanden bist, aber du kannst nicht anders. Das heißt durchhalten.
Kl: Es ist mir auch immer abverlangt worden.
P: Oh ja. Gut. Wer verlangt es dir ab? Guck mal wer auftaucht als Erstes? –
Kl. Meine Eltern -. Gut, da haben wir sie. Laß sie mal auftauchen, oder
sag mir, ob sie da sind, oder wie sie da sind.
Kl: Sie stehen vor mir.
P: Mit welchem Gesichtsausdruck, wie geht’s denen, oder was siehst du? Oder
wie alt sind sie?
Kl: Sie sind so alt, wie als ich damals klein war entsprechend, und gucken recht
ernst. Und auch ein bisschen traurig. Und…sie wären sicherlich auch
sehr enttäuscht, wenn ich nicht durchhielte – weint -.
P: Oh ja… hm. Sie wären enttäuscht, wenn du nicht durchhältst.
Gut. Was du zumindest machen kannst jetzt im Moment ist, du kannst ihnen mal den
Tinnitus zeigen oder ihnen mitteilen, dass du unter Tinnitus leidest, und dass
du jetzt auf der Suche bist und scheinbar haben sie etwas damit zu tun, weil sie
aufgetaucht sind. Vielleicht wissen sie was.
Kl: Mama und Papa, guckt mal, ich habe jetzt diesen Tinnitus – weint -,
und das hat auch was mit euch zu tun… So wie ihr mich anguckt… ich
glaube, die wollen mich gar nicht so sehen.
P: Was heißt das, sie wollen dich so nicht sehen?
Kl: Nicht so fordernd, nicht so auf sie zurückgreifend.
P: Das klingt ein bisschen so, als wenn du nie fordernd warst? Daß du immer
brav und lieb warst, so was? Das ist jetzt nur mal eine Vermutung…
Kl: Brav und lieb war ich schon, aber ich war nicht gehorsam. Ich konnte nicht
hören, hat meine Mutter immer gesagt.
P: Du konntest nicht hören und hast einen Tinnitus…
Kl: Ja – lacht -. Wenn sie mich rief, dann kam ich nicht. Dann war ich so
in mein Spiel vertieft, dass ich nicht gekommen bin. Dann hat sie mir immer andere
Kinder genannt, die das doch konnten, die auf Pfiff nachhause kamen.
P: Dann fragen wir doch mal direkt deine Mutter, hat das vielleicht sogar mit
dem Tinnitus was zu tun? Frag sie, und guck, ob sie ja oder nein sagt, ob sie
mit dem Kopf nickt oder mit dem Kopf schüttelt.
Kl: Mama, hat das Verhalten damals was mit meinem Tinnitus zu tun?... Sie nickt.
P: Ja… Wie finden wir jetzt raus, was es mit den Leichenbergen auf sich
hat? Wen könnten wir da fragen? Vielleicht die Leichen selbst?
Kl: Ja, ich kann ja mal mit denen in Kontakt gehen… Es ist nicht angenehm.
Ich habe Angst davor.
P: Ja, klar, du bist auch ganz mutig, denn wir sind ja gleichzeitig auf der Suche
in deiner Innenwelt, wie das zusammen hängen könnte. Aber vielleicht
können die ja was sagen, zeigen, Auskunft geben…
Kl: Es ist schwer ranzukommen. Ich versuchs, aber es geht bei mir nicht so leicht.
Ich brauche Zeit.
P: Ja ist ok.
Kl: Die sehen ganz vertrocknet aus.
P: Sowas wie tausende von Jahren, oder hunderte von Jahren?
Kl: Ausgezehrt sehen sie aus, und sie sind nicht frisch tot, sie sind schon länger
tot.
P: Das klingt so ein bisschen nach, es ist schon eine ziemliche Zeit vergangen…
Wenn sie eine Rolle spielen, dann müssen diese Ereignisse ziemlich weit zurückliegen,
so was?
Kl: Das könnte sein, ich weiß es nicht.
P: Du kannst sie ja mal fragen, was das soll, woran sie gestorben sind, was sie
mit deinem Tinnitus zu tun haben, warum sie mit dir was zu tun haben…
Kl: Ja, ich werde mal hin gehen und sie anfassen.
P: Ja, guck mal. Dann müsste normal was passieren.
Kl: Ja, sie sehen wirklich aus wie eingetrocknet… So dunkle Haut…
P: Gibt es was Auffälliges? Schmuck, Kleider? Keine Ahnung…
Kl: Die scheinen nackt zu sein…. Einer hat ein Halsband um. Eine Kette,
das sind lauter weiße Kugeln, wie Schneebeeren.
P: Guck mal ob es geht, ob es funktioniert, wenn du ihn ansprichst, ob er antworten
kann, oder berühr ihn mal. Weil, wenn er so was anhat, ist das ein auffälliges
Merkmal, und da können wir mal näher gucken, was es bedeutet. Vielleicht
hat es eine Bedeutung, vielleicht nicht.
Kl: Es fällt mir schwer, ihn anzufassen. Ich habe Angst davor.
P: Ja du bist ja jetzt gleichzeitig dein eigener Detektiv in deiner eigenen Innenwelt…
das ist schon eine Herausforderung.
Kl: … Ich kann die Rippen fühlen… unter der Haut…. Das
ist wie so eine Mumie…. Ich sehe das Gesicht, es sieht… schmerzverzerrt
aus.
P: Hm… also es gibt irgendeinen Zusammenhang zwischen diesem Pfeifton, diesem
schmerzverzerrten Gesicht, diesem Zug… das müssen wir noch rausfinden.
Wir könnten ihn ja mal direkt fragen, vielleicht gibt es ja die Möglichkeit,
dass er reagiert, oder wir stellen fest, er reagiert nicht mehr. Das wissen wir
ja nicht so genau.
Kl: Was soll ich ihn denn fragen?
P: Ja… was er erlebt hat, wer er ist, oder was er in deiner Innenwelt zu
suchen hat, oder wer ihn umgebracht hat… guck mal, was du denkst, was wichtig
ist.
Kl: Wer bist du überhaupt? Ich sehe dich hier so und weiß gar nichts
mit dir anzufangen… du siehst so… jämmerlich aus….. es
kommt so die Botschaft, dass er viel gelitten hat.
P: Ja… gut… dann würde ich noch mal ganz konkret nachfragen,
sag ihm ruhig, du bist auf der Suche nach dem Hintergrund von deinem Tinnitus.
Er ist jetzt auch irgendwie aufgetaucht. Weiß er was davon, hat er was damit
zu tun, vielleicht hat sein Leiden oder seine Erlebnisse, der er ist ja ein Teil
von dir, mit dem Pfeifton zu tun. Er muß es wissen, oder guck mal, ob er
es weiß. Du kannst ihn ganz direkt fragen, und dann siehst du ja, ob er
mit dem Kopf nickt, oder ob er den Kopf schüttelt.
Kl: Kannst du mir sagen, ob du was mit meinem Tinnitus zu tun hast, und ob dein
Leid was mit meinem Tinnitus zu tun hat? Er nimmt den Arm vor die Augen. Aber
er sagt mir nichts. So als wenn er nicht darauf angesprochen werden möchte.
P: Das heißt, wir sind ihm ganz dicht auf der Spur. Er weiß was, er
will was verbergen.
Kl: Das ist auch nicht richtig eigentlich – weint . P. Wieso? – Na
ja, weil er mir was vorenthalten will.
P: Genau. D.h., wir sind so dicht auf der Spur, deinem Leiden, denn du leidest
ja unter deinem Tinnitus, und er leidet… da ist eine Übereinstimmung.
Vielleicht kann er dir ja wirklich weiterhelfen. Frag ihn mal oder sags ihm oder
ich weiß nicht, wie du ihn erreichst… wie erreichst du ihn? Du könntest
wütend werden, du könntest ihn ansprechen, du könntest ihn auffordern…
Kl: - weint – auf jeden Fall darf ich es nicht so doll. Ich will auch nicht,
dass er dann einfach so dicht macht, wenn ich ihn anspreche.
P: Das ist ein wichtiger Satz. Ich darf es nicht so doll, ich will nicht, dass
er dicht macht. Das muß irgendein Auslösersatz auch sein.
Kl: Weil ich merke, dass ich da was fordern muß.
P: Gut. Das Thema „ich muß was fordern“, das darf ich nicht
mehr erleiden oder erdulden, das nehmen wir jetzt mal als Thema und springen mal.
Hat das was mit dem Krankenhaus zu tun? Weil du vorhin erzählt hast, im Krankenhaus
ist plötzlich dieser Ton entstanden (im Vorgespräch), oder nachdem du
da weggegangen bist. Was heißt das in deinem Leben? – Kl. weint heftig
-. Was darfst du nicht mehr dulden?
Kl: Ich hab mich da an einem Tag ganz furchtbar isoliert gefühlt, und vorher
auch schon. Ich war ganz am Boden und ich hab da in einer Gruppe gesessen, in
so einer Gruppentherapie, und - weint weiter – und habe eine halbe Stunde
oder eine dreiviertel Stunde immer nur geweint, und … ich hab keine Geräusche
dabei erzeugt, aber ich bin sicher, dass sie das gemerkt haben, und es hat sich
keiner um mich gekümmert und keiner hat was gesagt, auch von den Therapeuten
– weint immer weiter -.
P: Und seitdem pfeift es in deinem Ohr?
Kl: Ja. Und ich schäme mich auch dafür, das zu sagen.
P: Ist es auch so was, sie dürfen das nicht merken, sie sollen das nicht
merken? Wär das ganz schlimm gewesen, wenn sie es merken?
Kl: Nein, ich denke, was mir zugesetzt hat, ist, dass sie mir die Hilfe verwehrt
haben, und dass ich das nicht äußern konnte.
P: Also du konntest quasi nicht um Hilfe rufen, dir ging es ganz schlecht und
keiner hats gemerkt, und keiner wollte es vielleicht merken…
Kl: Sie haben es schon gemerkt, da bin ich ganz sicher. Warum sie mir nicht geholfen
haben, weiß ich nicht.
P: Gut, wir könnten jetzt direkt in die Situation gehen und fragen, oder
wir können gucken, das muß ein Thema sein in deinem Leben. Geh einen
Schritt zurück, woher du das her kennst. Guck, was du machen möchtest.
Woher kennst du das? Sie merken, dass es dir schlecht geht, aber keiner hilft
dir. Guck mal welches Bild sofort als Erstes auftaucht, aus deiner Vergangenheit,
aus deiner Kindheit, was auch immer, oder wenn nicht, geh in diese Gruppe und
frag, warum die dir nicht helfen.
Kl: So vage… vage… denke ich, es ist die Zeit gewesen, als mein Vater
gestorben ist und meine Mutter mit mir alleine war, es ist nur vage, ich weiß
es nicht genau.
P: Wenn das Thema ist, dann müsste die Leiche auf dem Wagen es eigentlich
wissen. Sie hat ja den Arm vor die Augen gehoben. D.h., sie weiß über
dein Thema, deinen Schmerz, das drückt sie ja aus. Vielleicht ist da was
gestorben, keine Ahnung, nur eine Vermutung. Frag die mal. Und dann sehen wir
ja, ob die reagiert, ob sie was weiß….. Geh mal zu dem Wagen und der
Leiche, die da den Arm vor die Augen gehalten hat, ob das damit zu tun hat. Den
Schmerz, den du da in der Klinik erlebt hast, keiner guckt hin. Ob du das kennst
als Kind, ob er das kennt…
Kl: Kannst du mir sagen, ob dieser Schmerz, den ich in der Klinik da gefühlt
habe, mit dir was zu tun hat oder ob du mehr darüber weißt? –
Weint – er legt jetzt die andere Hand auf den Mund.
P: So wie: reden wir nicht drüber, oder ich darf nicht sprechen, oder ich
will nicht sprechen?
Kl: Er will nichts sagen.
P: Gut, wenn er dir nichts sagen will, vielleicht will er dir was zeigen? Er scheint
ja wirklich Bescheid zu wissen, und wir sind ja ganz dicht dran auch. Frag ihn
doch mal, ob er dir was zeigen kann. Vielleicht kann er dir ja die Szene zeigen,
die dazu gehört.
Kl: Kannst du mir zeigen, worum es geht oder wie ich weiter komme? … Es
ist so schwer für mich, ganz schwer, dieser Sache habhaft zu werden. Eine
große Hürde.
P: Ja klar… laß uns mal gucken, was wir noch mehr rausfinden, wir
haben ja schon ziemlich viel rausgefunden. Es ist ok..
Kl: Es ist schwierig. Ich weiß nicht, wie es gehen soll.
P: Du könntest ihm den Auftrag geben, du könntest sagen, geh mal vor,
ich folge dir. Dann würde er sich ja bewegen, und du folgst ihm einfach und
guckst, wo er hin geht.
Kl: Er geht mit mir in diesen Gruppenraum in der Klinik.
P: Und du siehst jetzt, dass er bereitwillig dir helfen will, er ist auf deiner
Seite. Das ist ja eine tolle Sache. Gut. Dann soll er dir doch mal zeigen, was
damals schief gelaufen ist. Haben die anderen absichtlich weggehört, was
hat dich so getroffen. Er soll es dir mal zeigen, oder guck mal, was oder wen
er dir zeigt.
Kl: Ja, die beiden Therapeuten.
P: Gut, dann nehmen wir die jetzt und sprechen die mal an, und dann erzählst
du es ihnen. Wie es dir geht damit und dass du heute Tinnitus hast. Mal gucken,
was die dazu sagen.
Kl: Ich wollte euch wissen lassen, dass ich jetzt diesen Tinnitus habe. Weil ihr
verhindert habt, dass irgendeiner mir geholfen hat. Und ich den Eindruck habe,
dass ihr das auch absichtlich gemacht habt. Ihr wolltet, dass ich da so isoliert
bleibe.
P: Ja, guck mal die Reaktion.
Kl: Ach nein, das ist nicht so, sagen die. Das hätte ich mir nur eingebildet.
P: So was wie du bist selbst schuld, oder was kommt bei dir an?
Kl: Die kommen mir unehrlich vor. – P. Sags direkt -. Ihr kommt mir unehrlich
vor, das stimmt doch gar nicht.
P: Erzähl ihnen ruhig, wie du leidest, wie das so ist mit dem Tinnitus…
sags ihnen ruhig.
Kl: Also dieser Tinnitus beslastet mich seit diesem Tage, ständig, und vielleicht
wäre es ja gar nicht so weit gekommen, wenn ihr was gemacht hättet –
weint wieder -.
P. Kommentar: Und das, was sie jetzt denen vorwirft, sind alles Projektionsflächen,
was sie kennt. Ja, vielleicht wäre es gar nicht soweit gekommen, das muß
sie kennen… Wem würdest du das noch vorwerfen, vielleicht wäre
es gar nicht soweit gekommen, wenn du aufgepasst hättest oder so, oder wenn
ihr mir den Raum gegeben hättet.
Kl: Vielleicht meine Mutter…
P: Sag den Satz noch mal zu den Therapeuten und guck mal, wer daneben auftaucht.
Kl: - Energisch - wenn ihr euch um mich gekümmert hättet oder was gemacht
hättet, dann wäre es vielleicht nicht soweit gekommen mit diesem Tinnitus!-
weint -. Meine Eltern stehen jetzt dahinter.
P: Die Therapeuten haben sich so verhalten wie deine Eltern… Guck mal wie
deine Eltern jetzt aussehen.
Kl: Wie beleidigte Leberwürste!
P: Wie ist das für dich, wenn du das so siehst?
Kl: Ach, das ist frustrierend. – Weint laut – ich komme gar nicht
durch mit meinem Anliegen.
P: Ich komme nicht durch mit meinem Anliegen. Hm… Dafür kommt der Tinnitus
durch….- Kl. weint heftig -. SAgs deinen Eltern auch, dass du Tinnitus hast
und dass du darunter leidest und dass sie beleidigt sind. Also wir müssen
jetzt ein bisschen Konfrontation da schaffen, damit da mal was passiert. Du bist
ja jetzt schon eher im Prozess aber das macht nix, wir kriegen das jetzt raus.
Kl: - Weint – ich finde das mies von euch, dass ihr überhaupt nicht
auf mich eingeht, und euch das gar nicht nahe geht. Ihr müsstet mir helfen,
anstatt… abgeneigt zu sein, mir zu helfen und so zu tun, als ob ich euch
damit belaste. Dann kommt mir das auch so vor, dass ich euch belaste und ihr das
gar nicht wollt – weint heftig -.
P: Jetzt machen wir mal einen Trick, mal gucken, ob es geht. Wir nehmen jetzt
einfach mal an, dass der Ton, der ja eine Energieschwingung ist in dir, sich als
Bild umsetzt, vielleicht als Gestalt, oder als Gespenst, und dann zeigst du das
mal deinem Papa oder den Therapeuten, guckt mal, das Verhalten hat ihn hier erzeugt.
Guck mal, ob du den Tinnitus so als Begleiter neben dich stellen kannst.
Kl: So ne ganz komische dicke Frau ist das, die auf einem Thron sitzt. Das erinnert
mich an an Bild, was mein Vater mal gemalt hat. Das heißt, die Vernunft
braucht Zeit. Und da sitzt eine dicke fette Königin auf einem Thron, und
neben ihr ein Jüngling. Und der hat so einen kleinen Vogel auf der Hand.
Und die dicke Frau, die sitzt da – weint wieder – und sieht hässlich
aus, so ganz furchtbar dick…
P: Also fast wie so ein bisschen unerschütterlich. Wie dein Tinnitus, unerschütterlich.
Ist es so was.
Kl: Die hat keine Scham. Diese Frau hatte keine Scham, diesen Jüngling zu
heiraten.
P: Ist es so was wie, der Tinnitus schämt sich nicht, der ist ständig
überall, hat keine Moral?
Kl: Ja, der hat auch keine Scham, sonst würde der ja mal weggehen –
lacht -.
P: Ja, sonst würde der dich ab und zu mal in Ruhe lassen, ne?... Was mich
jetzt so fasziniert an der Geschichte ist, sie hat einen Jüngling geheiratet,
was ist da am Laufen, was hat das damit zu tun? Hast du ne Ahnung, oder frag die
mal… oder wen könntest du fragen?
Kl: Ja das sind ja Muster. Mein Vater hat ja eine sehr junge Frau geheiratet.
Und die Männer, die ich hatte, waren auch immer jünger.
P: Also das ist ein Thema, was sich da widerspiegelt?
Kl: Ich denke schon.
P: Ok, als erstes würde ich vorschlagen, zeig mal deinen Eltern diese fette
Frau da auf dem Thron. Offensichtlich hat sie mit deinem Papa was zu tun …
sie hat auch so einen Jüngling, und erklär ihnen mal, dass sie den Tinnitus
repräsentiert. Wie es dir geht damit. Also wir müssen ein bisschen konfrontieren,
dynamischer machen, sichtbar machen. Ob es so ist und welche Auswirkungen das
hat.
Kl: - Erregt – guck dir das an Papa, diese dicke Frau, die hat sich dadurch
entwickelt, dass ich den Tinnitus hab!... Hm, er weist das von sich und meint,
da müsste ich selber mit klar kommen. Da bin ich selber für verantwortlich.
P: Ist das so? Kennst du den Satz?
Kl: … Es ist diese Haltung. Nichts annehmen zu wollen, und alles auf mich
abzuwälzen.
P: Ist das auch Bestandteil des Tinnitus, weil das so ist, sitzt sie auf dem Thron?
Weil, dein Papa könnte sie ja runter schmeißen. Das wäre ja eine
Idee.
Kl: Ja das stimmt, aber er macht ja nichts – weint heftig -.
P: D.h., wenn wir das jetzt rausgefunden haben, dass sie den Tinnitus repräsentiert
und was das bedeutet, haben wir ja so ein Stückchen aufgedeckt. Wenn dein
Vater den vom Thron schmeißen würde, müßte der dadurch aufhören.
D. h. der Schlüssel liegt darin, dass dein Vater was für dich tun müsste.
Kl: - Weint laut – ja, der müsste sich für mich einsetzen, der
müsste sehen, dass es nötig ist.
P: Ja, wenn wir da jetzt auf der richtigen Spur sind, wie könnten wir raus
finden? Wir könnten deinem Vater mal den Vorschlag machen, dass er das vielleicht
mal testhalber macht. Und dann könnten wir ja rausfinden, ob es so ist oder
ob es nicht so ist.
Kl: Ich müsste ihn ansprechen, das zu tun, aber was mich daran sauer macht,
ist das ich denke, dass ich das nicht selber machen müßte, sondern
dass er das von sich aus machen müsste – weint sehr verzweifelt -.
Er muß das machen! Er müsste wissen, dass das von ihm zu machen ist!
P: D.h. der Schlüssel liegt darin, dass er das von alleine machen müsste
damit es aufhört, und weil das nicht passiert ist in der Gruppe, die haben
nicht von alleine erkannt, dass es dir schlecht geht, ist der Tinnitus jetzt da.
Das müsste passieren, und dann wäre er wieder weg. Da haben wir jetzt
den Schlüssel. Und um das zu überprüfen, können wir ja mal
testen, ich meine, wen könnten wir denn mal hinschicken, um ihm mal einen
Tipp zu geben was er machen müsste, damit der Tinnitus weggeht.
Kl: Seine Mutter.
P: Ja ok, dann hol mal seine Mutter. Wie ist deine Beziehung zu ihr, wie geht
es dir damit?
Kl: Sie ist sehr lieb, eine ganz liebe Frau, und mein Vater hat sie ganz früh
verloren. So wie ich meinen Vater auch früh verloren habe.
P: Ah ja, da ist so was selbstähnliches. Gut, wir hätten eine Möglichkeit,
du könntest mal mit ihr reden, dass sie den Vater mal irgendwie überzeugt,
so einen Test zu machen, ein Spiel zu machen, die Frau mal zu entthronen, und
wir gucken dann mal, ob es dir dann besser geht, ob der Tinnitus weg ist, ob die
Leiche da aus dem Zug vielleicht anfängt zu tanzen, oder keine Ahnung, was
da vielleicht passiert.
Kl: Irgendwas wird mir jetzt auch klar, mir wird jetzt klar, dass mein Vater auch
mit Härte groß geworden ist, wo er noch gar nicht abschätzen kann,
was er für mich machen muß – weint wieder -.
P: Also er merkt das gar nicht? Er ist erstarrt? Ist es so was, er ist genauso
erstarrt wie die ganzen Leichen da im Zug?
Kl: Ich weiß es nicht, er war eigentlich, als ich klein war so, wie ich
das auf den Bildern sehe, so ganz liebevoll, aber irgendwo ist eine innere Härte
vorhanden. Die er auch gebraucht hat, um überhaupt leben zu können.
P: Gut, das wollen wir ihm einfach mal zubilligen. Ich würde gerne die Leiche
aus dem Zug herbei holen. Die ist ja so fit gewesen, die hat dir ja soviel gezeigt
und gesehen und wahrgenommen, vielleicht kann sie dir jetzt auch ein paar entscheidende
Tipps geben. Sag mir mal, wie die auf die fette Frau reagiert, die da auf dem
Thron sitzt.
Kl: Die findet sie abstoßend. Die will, dass sie weggeht.
P: Erzähl ihr mal, was du vorhast und guck mal, was die Leiche dann macht.
Kl: Ich möchte gerne, dass mein Vater erkennt, dass er von sich aus handeln
muß, dass diese fette Frau da verschwindet.
P: Was hält er davon?
Kl: Sie geht in die Nähe meines Vaters, dahin.
P: Er will vielleicht auch mithelfen?
Kl: Ich weiß es nicht.
P: Dann laß uns mal beobachten, was passiert.
Kl: Der legt so die Hände auf die Schultern meines Vaters – wird jetzt
ruhig -.
P: Das scheint vielleicht zu helfen, guck mal… Offensichtlich…. Beobachten
wir jetzt einfach mal was passiert.
Kl: Es ist so, als wenn meinem Vater etwas zufließt. Eine Information oder
was auch immer. Jedenfalls bekommt mein Vater was davon.
P: Wir beobachten das jetzt einfach mal…. Das ist ja ganz spannend, er weiß
ja ganz viel, er hat sich den Mund zugehalten, damit du es nicht mitkriegen sollst,
und wir wissen ja, dass er was weiß. Das ist ja offensichtlich so, er liegt
ja auf dem Zug vom Tinnitus. Sag mir aber noch mal, was macht denn jetzt Oma?
Kl: Die steht so mit etwas Abstand dabei.
P: Wir könnten ihr ja auch schon was stecken, oder du. Guck mal, was du sagen
könntest.
Kl: Sie könnte ihrem Sohn sagen, dass er mir helfen muß, oder sie könnte
ihrem Sohn helfen, dann würde es ihrem Sohn vielleicht klar, dass er mir
helfen muß.
P: Zeig ihr auch mal den Tinnitus-Zug, damit sie auch die Dramatik sieht. Das
ist ja wirklich Abbild, sag ihr ruhig, wie schlecht es dir geht, damit sie erkennt,
wie heftig das ist oder wie wichtig.
Kl: Guck mal Oma, da ist ein Zug im Berg, mit ganz viel Leichen drauf….
Sie ist darüber traurig, sie weint…- weint -.
P: D.h., wir müssen uns irgendwann mit den ganzen Leichen beschäftigen.
Da liegt ja ganz viel Trauer dahinter, vielleicht sind sie nie beweint worden,
vielleicht weiß deine Oma mehr als wir vielleicht.
Kl: - Weint – es kommt mir vor als wenn ich eine Arbeit zu leisten hätte
für ganze Generationen.
P: Oh ja. Das kann natürlich auch sein, ja. Viele Generationen haben viele
Leichen produziert, und die liegen immer noch da und sind vertrocknet…
Kl: Und ich muß alles machen.
P: Ja, und du pfeifst auf dem letzten Loch.
Kl: - Weint – ja, das ist diese ganze Last, die auf mich abgewälzt
wird.
P: Dann würde ich jetzt formulieren: wenn du bereit wärst das zu tun,
warum auch immer, für deine ganze Verwandtschaft, für deine ganze Sippschaft,
für alles, und du würdest damit belohnt, oder als Ergebnis würde
der Tinnitus aufhören, würde es sich dafür rentieren? – Kl.
Ja. – Hat die Oma das mitgekriegt? – Kl. Ja. – Dann sollten
wir den Test machen, ob es wirklich so ist. Nicht dass du umsonst arbeitest. –
Beide lachen – du räumst die ganzen Leiche da runter, befreist die
halbe Verwandtschaft, und der Tinnitus ist immer noch da. Also wir wollen schon
wissen, ob es sich rentiert.
Kl: - Weint heftig - …. Mir wird so das ganze Leid bewusst von meiner Großmutter
und meinem Großvater. Von ihrem frühen Tod und dem Zurücklassen
des Kindes.
P: Ja… ja… es kann sein, dieses ganze Leid, dieser ganze Schmerz ist
Mitverursacher von diesem Ton. Und jetzt wird es dir bewusst, und es müsste
sich schon dadurch was bei dir verändern. Vielleicht muß es mal jemandem
bewusst werden, damit es sich dadurch ein Stückchen auflöst. Vielleicht
ist das das Geheimnis. Vielleicht musste mal jemand in dieses Bergwerk gehen,
diesen Zug voller Leichen entdecken , und auflösen und bearbeiten und ansprechen,
damit sich was löst.
Kl: Ich muß die Last loswerden.
P: Vielleicht gar nicht mal los werden, das ist ja ein bisschen so was wie weg
schicken, vielleicht einfach nur loslassen, vielleicht muß man ja den Zug
nur loslassen, vielleicht ist er ja eingerostet, versackt da unten, stecken geblieben.
Kl: Ja, der steht ja da, der fährt ja nicht.
P: Dann spring mal wieder dorthin, zeig mir mal, was sich jetzt schon verändert
hat.
Kl: Vorher war es so, dass die Leichen nicht bis an die Oberkante kamen, mehr
so eine Mulde bildend, und jetzt wölben sie sich so nach oben.
P: Die quellen richtig auf – beide lachen -…. Gut. Dann beobachte
doch jetzt mal, was passiert mit deinem Papa, mit der Frau da auf dem Thron, deine
Oma… Was passiert, was machen die? Sieh es als Experiment an, wir wollen
ja herausfinden, ob es wirklich so ist.
Kl: Meine Oma geht zu meinem Vater hin, hält seine Hand fest und nimmt ihn
auf den Schoß….
P: D.h., er bekommt was, was er…
Kl: … entbehrt hat.
P: Was er braucht, was ihm gut tut…Etwas Schönes.
Kl: Ich glaube, dass muß auch so bleiben. Ich habe den Eindruck, als wenn
er da bleiben müsste.
P: So was wie genährt werden? – Kl. bejaht -. Er muß ganz viel
bekommen, damit er liebevoller wird… Dann kriegst du einen ganz tollen Papa,
wenn das so weiter geht.
Kl: Liebevoll war er ja wohl, aus welchen Gründen auch immer, aber…
es hat ihm an Vitalität gemangelt, an Lebenskraft. Sie hatte ja auch keine.
Vielleicht muß auch ihre Mutter noch dazu. Ich weiß es nicht.
P: Wir können es ja einfach mal austesten, wenn es wirklich ein Generationsproblem
ist oder ein Familienthema ist, dann verliert sich irgendwann die Spur nach hinten.
Aber laß doch mal die, die wichtig sind mal auftauchen. Wir können
ja mal aufrufen, und dann sehen wir ja wer kommt, wer ist denn wichtig.
Kl: Es kommt die Mutter meiner Oma. Sie hat eine weiße Haube auf.
P: Wir können den ganzen Clan mal kommen lassen, die ganze Sippe, die ganze
Verwandtschaft, das ganze Thema. Die können sich ruhig mal treffen. Und du
hast ja auch gesagt, deshalb ist das so wichtig, deine Kusine oder Halbschwester
ist tot, und das hat dir den Boden weggezogen…Da ist dir der ganze Boden
weggerutscht, weil da gibt es keine Wurzeln mehr. Also ist das hier auch ein ganz
wichtiges Thema in dir… Laß mal deine Wurzeln auftauchen in Form dieser
ganzen Leute oder so. Dann sehen wir ja, wer auftaucht und wer wichtig ist.
Kl: …Ja, ne ganze Reihe von Menschen tauchen auf, mittelalterlich gekleidet…
sie tragen holländische Tracht. Mein Vater war ja Holländer. Die Frauen
tragen so Hauben auf dem Kopf, und die Männer so Hosen irgendwie.
P: Das ist jetzt nur meine Vermutung, wir können es ja jetzt mal überprüfen,
sie müssten auch alle die Leichen auf dem Wagen repräsentieren. Spring
mal rüber und guck dir den Zug an und die Leichen und guck, was dort jetzt
passiert.
Kl: Mir wird schlecht davon, dass ich da jetzt diese Verbindung sehe.
P: D.h., es macht körperlich was mit dir… wir sind also anscheinend
beim richtigen Zusammenhang. Welchem Bereich von deinem Körper macht es was?
- Kl: Übelkeit -. Gut, es kann sein, dass wir das alles noch mal extra bearbeiten
müssen, aber wir wollen ja heute Zusammenhänge raus finden…
Kl: Aber das sind sie, das sind sie mit Sicherheit, das sind die Vorfahren.
P: Dann geh doch jetzt mal hin und guck dir mal diesen Leichenzug an. Guck mal,
was die jetzt machen, denn wenn die anderen da jetzt aufgetaucht sind, müssten
sie jetzt eine andere Gestalt annehmen, sich äußern… keine Ahnung.
Das wär ja mal spannend.
Kl: Sie bewegen sich.
P: D.h., es kommt Leben rein, sie bewegen sich.
Kl: Sie richten sich auf… Ja, die sitzen jetzt alle in dem Wägelchen.
P: Wir könnten auch sagen, der Zug, auf dem Tinnitus draufsteht, ist der
Leichenzug deiner ganzen Verwandtschaft, Sippschaft, und das System ist da zusammen
gebrochen, als du gemerkt hast, du bist ganz allein auf der Welt, die Verwandtschaft
ist weg, und selbst dir wird von niemand mehr geholfen. Dir hilft keiner mehr,
du sitzt allein in deiner Ecke. Und das hat sich symbolisiert, oder konkret erlebnismäßig
ausgewirkt in der Therapiesitzung dort in der Klinik. – Kl. weint -. Seit
der Zeit pfeift´s. D.h., der Pfeifton ist die Summe aller Ereignisse, ist
der Ausdruck….- Kl. weint weiter -. Na ja, wenn das so ist, können
wir es auch wieder abstellen…. Das würde bedeuten, deine Verwandtschaft
müsste wieder lebendig werden in dir, müssten entweder als Leiche zur
Beerdigung kommen oder müssten wieder Verbindung zum Lebendigen und zu dir
aufnehmen, die müssten dir helfen, du müsstest wieder deine Wurzeln
kriegen, dein Papa müsste liebevoll zu dir sein, und was noch alles da dran
hängt. Wenn das alles so durch wäre, müsste die Frau auf dem Thron
weg sein… Wir könnten ja mal so eine kleine Zeitreise machen. Wir könnten
uns ja mal vorstellen, es würde jetzt alles gelöst, du machst noch ein
paar sessions, oder keine Ahnung, was du machen willst, aber wir nehmen mal an,
du tust was in der Richtung, und dann eine kleine Zeitreise, selbst dein Papa
hilft dir, von sich aus, dem muß man nicht alles stecken, irgendwann kapiert
er es, die Oma ja auch, und du machst diese Lösungsarbeit für deine
Familie, deine Sippschaft, der Zug verändert sich da unten. Wir nehmen mal
an, dass das so funktioniert, wir machen eine Hochrechnung, und dann sag mal als
erstes, auf der Symbolebene, wie sieht der Thron jetzt aus? Ein Thron ist ja ein
Symbol, da thront ja was, das ist ja der Herrscher, der Gesetzgeber, die Macht
an sich… Wer sitzt da, oder ist er leer, oder sitzt sie immer noch da, oder
was auch immer?
Kl: Nein, da sitzt sie nicht. Aber der Thron ist wunderschön.
P: Ja, das hat ein Thron so an sich. Ich habe nämlich den Verdacht, aber
das will ich nicht aussprechen. Erzähl mir erst mal, wie der Thron aussieht.
Kl: Ja, der hat so geschnitzte Seitenteile, gedrechselte Armlehnen, mit Gold überzogen.
Und rotes Polster für den Rücken und auch für den Sitz. Aber es
sitzt niemand drauf, so wie ich das sehe.
P: Genau das ist das Thema, es müsste dein Thron sein. Eigentlich müsstest
du dich da rein setzen statt der Pfeifton – beide lachen -. Da haben wir
nämlich das Thema. Entweder beherrscht der dich oder du. Aber das weißt
du selber, es ist deine Welt. Es sitzt niemand drin, das ist schon komisch…
Könntest du dir vorstellen, dich da rein zu setzen? Du bist nur am experimentieren,
wenn es dir da nicht mehr gefällt, kannst du wieder aufstehen.
Kl: Das käme mir wie eine Anmaßung vor.
P: Ja, ne? Ja, so kleine Kinder setzen sich auch schon mal auf Papas Stuhl und
fühlen, ja wie ist denn das und so, man kann ja mal ein bisschen anmaßend
sein, oder jedenfalls mal so tun. Magst, du mal, hast du mal Lust? Also wir wollen
mal testen, ne? Weil, wenn das so ist, du übernimmst den Thron, dann müsste
sogar der Ton wieder weg sein. Müsste sein, oder wir haben es nicht so genau
getroffen, oder irgendwas anderes gibt es noch. Wir sind jetzt am Suchen. Was
hälst du davon? Würde es sich dafür rentieren, es heraus zu finden?
Kl: Soll ich mal versuchen, mich auf den Thron zu setzen? – P. lacht, ja!
-.Also der Thron ist so links von mir, da ist auch eine Krone drin…. Ich
fühle mich so leicht, so als wenn ich ihn gar nicht so richtig ausfüllen
könnte.
P: Ja, das ist ja auch ein ganz neuer Platz für dich, und es ist auch spannend
mal… sag mir mal, was du siehst. Du müsstest ja jetzt auch eine andere
Sichtweise haben, du müsstest etwas anderes wahrnehmen.
Kl: Also ich hab so geschaut, in den Tinnituswagen, und der Thron war hier. Und
wenn ich mich jetzt draufsetze, dann sehe ich den Tinnituswagen nicht mehr, der
ist jetzt so seitlich von mir links. Und gucke ich nach da, dann sehe ich so eine
Art Tunnel, und da strömt ganz viel Licht rein. Da ist ein Lichtschacht,
wenn ich da hin gucke.
P: Guck mal, ob das ein Prozess ist, also etwas macht, oder ob es statisch ist.
Oder ist es, dadurch dass Licht einströmt, verändert sich was. Du könntest
ja mal gucken, ob dadurch, dass Licht einströmt, sich etwas verändert.
Es muss nicht so sein, das ist nur so eine Idee von mir.
Kl: Es ist angenehm, dass da jetzt Licht ist, es ist nicht mehr so dunkel, und
das tut mir gut.
P: Ja, wir haben ziemlich viel Licht in die Dunkelheit gebracht, in die Gänge…
der aller erste Einstieg war ja schon dunkel.
Kl: Ich kann da auch gut brauchen, das Licht.
P: Sag mir doch mal, wie du auf dem Thron sitzt, sitzt du da auf der Kante, oder…
Kl: Ich sitze da drin, aber ich spür ihn kaum unter mir. Also diese Leichtigkeit
ist noch da, als wenn ich gar nicht so mein Gewicht einbringe in diesen Thron.
P: Ist das so was wie du traust dich nicht, oder bist du einfach nur leicht? Es
ist ja beides möglich. Seinen Platz einnehmen ist ja auch… spüren,
ich bin da, das ist mein Platz…
Kl: Ja das ist so… als wenn ich mir gar nicht vorstellen kann, da sitzen
zu dürfen.
P: Das habe ich vermutet. Was würde das denn erhöhen, dass das dein
Platz ist? Was würde es dir denn leichter machen, ihn anzunehmen? Hast du
eine Idee?
Kl: Dass ich die Zustimmung hätte von den Menschen, die in den Wägelchen
sitzen.
P: Ganz genau. Und das machen wir jetzt, wir holen die nämlich herbei, das
ist nämlich dein Reich, du bist dort die Königin oder der König,
du repräsentierst den Platz, und das scheint wichtig zu sein… vielleicht
haben die deshalb ihre Orientierung verloren oder… keine Ahnung. Ist es
wichtig? Oder wir gucken einfach mal, wie sie reagieren. Kann sein sie schreien
buh, oder sie schreien hallo und jauchzen, keine Ahnung.
Kl: Ich wünsche mir einfach was von ihnen. Ich wünsche mir, sie müssen
da jetzt die Stufen hoch kommen, und dann möchte ich, dass sie mir die Hand
geben.
Alle einzeln.
P: Gut, d.h. du gehst mit allem in Kontakt. Mach das mal. Also da ist jetzt schon
ein bisschen Prozessarbeit drin, wir wollen herausfinden, ob das jetzt die richtige
Spur ist.
Kl: Sie verbeugen sich vor mir. Sie Frauen machen einen Knicks.
P: Guck ihnen ruhig auch mal direkt in die Augen. Guck mal, was du wahrnimmst,
was du siehst.
Kl: Auf jeden Fall sind sie mir wohl gesonnen. Es geht nichts Negatives von ihnen
aus. Sie wundern mich irgendwie, es ist ganz blöd, aber… es kommt so
was rüber wie Bewunderung oder…
P: Symbolisch gesehen bist du so was wie ihre Königin. So muss sich die Queen
jeden Tag fühlen – beide lachen -.
Kl: So möchte ich mich aber gar nicht fühlen.
P: Ja, es ist ja auch dein Land, wir sind ja nicht die Engländer. Guck mal,
ob du es annehmen kannst, es hat ja was mit… akzeptieren davon. Ich meine,
wenn die dich da hin setzen auf den Thron, musst du natürlich auch einverstanden
sein. Dann bleibt der Thron wieder leer und der Tinnitus besetzt ihn wieder. Das
hat ja auch damit was zu tun. Du musst ihn ausfüllen.
Kl: Es beschämt mich schon ein bisschen, da die da so defilieren.
P: Vielleicht haben die nur Respekt, oder Hochachtung, oder Dankbarkeit…
Guck mal hin, was ist es denn. Vielleicht ist es ja was Schönes, was sie
dir geben oder zeigen.
Kl: Ja, sie sind erfreut. Sie sind erfreut, mich kennen zu lernen – lacht
leise -.
P: Genau. Ich meine, du erlöst sie immerhin aus diesen Wägelchen. Als
Leichen liegen sie ja schon seit Jahrhunderten da rum. – Pause -. Es könnte
auch sein, das dieser Lichteinfall und dieses Erfreutsein etwas identisches ist.
Guck mal, ob es dir gut tut, was es mit dir macht, ob du mehr ankommst…
Kl: Ja, sie nehmen mich mehr an durch ihre Gesten.
P: Gut. Wir sind jetzt ständig in diesem Experiment heraus zu finden, ist
es so. D.h., das alles müsste als intensive Arbeit gemacht werden, wir haben
jetzt noch gar nicht fest gelegt, wie viel das sein muß usw., aber das Ergebnis
müsste sein, dass du auf dem Thron sitzt und nicht der Tinnitus, und das
müsste als Ergebnis auch körperlich wahrnehmbar für dich sein,
und deshalb frage ich dich, hörst du diesen Ton jetzt?
Kl: Ja, ich höre ihn.
P: Ja, was sagt er dir? Laß ihn mal sprechen.
Kl: Das braucht Zeit, das geht nicht so schnell.
P: Wir haben Zeit. Das ist in Ordnung. Dann zeig ihm doch mal, dass du jetzt auf
dem Thron sitzt und schau mal, wie er darauf reagiert. Er ändert seine Tonhöhe,
oder er wird impulshaft, oder keine Ahnung.
Kl: Vielleicht könnte ich auch die dicke Frau ansprechen…
P: Ah, sie ist noch da, ja frag sie mal, ist sie überhaupt damit einverstanden,
dass du da ihren Thron einnimmst. Das ist genau der Punkt, den wir noch gar nicht
geklärt haben.
Kl: Sie steht im Hintergrund und hat die Faust hoch und wettert.
P: Ach ja, so was wie, ich geb hier nicht kampflos meinen Thron her?
Kl: Sie ist richtig erbost, so eine alte Keifziege ist das.
P: Ja gut, die hat natürlich ihren Thron verloren.
Kl: Die droht mir.
P: Wie ist das für dich?
Kl: Das stört mich, weil ja die anderen so freundlich zu mir sind. Die ist
ein störender Faktor da.
P: Jetzt müssen wir herausfinden… es gibt etwas, was noch stört,
und das drückt sich über dieses Bild aus. Der Ton ist noch da. Du hast
den Thron zwar besetzt, es ist eine Machtverschiebung passiert. Wir müssen
herausfinden, warum sie schimpft, was das soll, wie du damit umgehst… redet
sie deutlich, oder frag mal, warum sie nicht deutlich reden kann?
Kl: Die will mir sagen, was mir einfällt, ihr den Thron streitig zu machen.
Er stünde mir gar nicht zu und ich sollte da verschwinden, sie hätte
die älteren Rechte.
P: Ah ja, aber wieso hat sie Rechte, das wäre jetzt heraus zu finden. Wer
ist sie denn überhaupt, frag sie mal.
Kl: Wieso hast du denn ältere Rechte als ich, wenn das doch mein Thron ist?....
Weil ich nicht so bedeutend bin.
P: Gut, ah ja. .. Würde sie dich akzeptieren, wenn du bedeutend bist und
wirst?... Nicht nachdenken, frag sie.
Kl: Ja, dann müsste sie vor mir niederfallen.
P: Gut, du kannst ihr schon mal zeigen, hier ist ein Volk da, hier sind Menschen
da, für die bist du bedeutend. Sie soll schon mal wahrnehmen, oder anerkennen…
Kampflos wird sie nicht aufgeben, das ist nachvollziehbar, aber zumindest kann
sie schon mal hingucken. Zeig ihr das mal. Erzähl mal, die Leute machen dich
ja zudem auch.
Kl: Guck mal hier, ich hab hier ganz viele Menschen, die auf meiner Seite sind,
und die das für richtig befinden, dass ich da jetzt hier sitze. Und der Meinung
sind, dass du da gar nichts zu suchen hast…. Also sie ist eine ganz rabiate
Frau. Eine wüste, rabiate Frau, gefühllos auch.
P: Gut, ich habe eine Idee. Laß uns doch mal die beiden Therapeuten, die
die Auslöser waren irgendwie für den Tinnitus, die haben zumindest etwas
damit zu tun, laß die doch mal Stellung nehmen. Die sollen mal mitteilen,
wem der Thron gehört. Als Therapeuten müssten sie das ja ein bisschen
wissen. Ob der Tinnitus reingehört oder du. Die waren ja schließlich
beteiligt an diesem Geschehen.
Kl: Es ist unangenehm, es fühlt sich unangenehm an, wenn ich die beiden auftauchen
lassen muß. Es fühlt sich nicht angenehm an.
P: Ja, sie haben anscheinend noch Macht in deinem Körper.
Kl: Da wird mir wieder übel.
P: Ja. Dann guck mal, wie sie auftauchen, wie du sie wahrnimmst.
Kl: Ja, also sie verströmen Macht irgendwie… Machtvertrömend.
So als wenn sie sagen wollten: Wer da sitzt, das entscheiden wir.
P: Ja ja, das hätte ich auch gerne mal gewusst, wie würden denn sie
entscheiden? Ich meine, wir müssen es ja nicht akzeptieren. Aber sie können
es ja trotzdem mal sichtbar machen, wie würden denn sie entscheiden, auf
welcher Seite stehen sie? Das wäre ja wichtig… Willst du es wissen?
Kl: Ja, das ist sehr schwer. Ich möchte gerne von euch wissen, was ihr denn
nun meint, wer auf dem Thron sitzen soll? Ich oder diese Frau?... Da kommt so
ne Botschaft wie: Wenn du dadrauf sitzen willst, dann musst du noch ganz viel
wachsen.
P: Oh ja, hm. Also die Therapeuten haben dir mehr oder weniger rübergebracht,
du bist zu klein, du gehörst nicht auf den Thron, du musst noch ganz viel
arbeiten…
Kl: Da fehlt mir die Kompetenz…. Als wenn die mir so ne Minderwertigkeit
zusprächen. So kommt mir das vor, als wenn die ganz viel Entscheidungsgewalt
haben und die stehen nicht voll dahinter, das ich da drauf sitze, sie würden
es allenfalls billigen. Notgedrungen, aber… sie würden nicht sagen,
wir unterstützen dich darin, da zu sitzen.
P: Das würde bedeuten, eigentlich hat dir die Therapie dabei geholfen, dass
du mitkriegst, du bist noch zu klein, um deinen eigenen Thron dir anzueignen.
– Kl: Mag sein -. P: Das würde ich jetzt mal vermuten. Weil wenn die
Therapeuten in der Gruppe die Auslöser sind, muß das mit ein wichtiger
Aspekt gewesen sein. Gut, wenn die so ne Macht haben, dir das rüber zu schieben,
würde das bedeuten, das muß in deinem Leben ein wichtiges Thema gewesen
sein. Wer hat die rübergeschoben, du bist zu klein, du gehörst nicht
auf deinen eigenen Thron. Wer hat dir das Selbstbewusstsein geklaut, wer entthront
dich? Laß die mal auftauchen alle. Guck mal wer kommt.
Kl: Meine Halbschwester…. Meine Großmutter, die Mutter meiner Mutter.
– Pause -. Ja, meine Halbschwester hat mich entthront.
P: Okay, wenn die dich entthront hat, müsste es so sein, dass sie den Tinnitus
kennt. Die müssen irgendwie unter einer Decke stecken, sag ich jetzt mal.
Kl: Das tut sie auch, das ist sowieso so ein Komplott, denke ich irgendwie, da
ist ein Komplott in Gang.
P: Sag denen doch mal auf den Kopf zu, weil wir ja herausfinden wollen, warum
haben die ein Komplott gegen dich, es geht ja nur darum, dass du auf deinem Thron
sitzt. Es geht ja hier nicht um irgendeine Machtgeschichte, es geht ja nur um
deine…
Kl: Es ist ein Machtkampf. Sie fürchtet, wenn ich auf meinem Thron sitze,
dass mein Vater sich mehr zu mir wendet als zu ihr.
P: Wie lang geht schon dieser Machtkampf, guck mal, wie alt du bist.
Kl: Schon seit meiner Geburt, schon vorher, sie wollte ja gar nicht, dass mein
Vater meine Mutter heiratet. Sie wollte immer mit meinem Vater alleine bleiben.
P: Das heißt, du hast das Thema zu bearbeiten, weil du das mitgekriegt hast
schon von Anfang an, dass deine Halbschwester nicht wollte, dass es deine Mutter
gibt und dass du da bist auf der Welt. Und die korrespondiert heute auch mit dem
Tinnitus, stecken unter einer Decke, machen dir das Leben schwer, erkennen dich
nicht an, du darfst nicht du selbst werden, weil seit frühester Zeit dein
Vater dann vielleicht dich mehr gemocht hätte oder was auch immer.
Kl: Ich musste entwertet werden. Ich durfte nicht meinen vollen Wert haben.
P: D.h., das wären ganz starke Hintergründe, starke Wurzeln, d.h., das
müsstest du richtig gut bearbeiten, dann hätte sie ja weniger Macht.
Dann müsste diese Tinnitusfrau ja auch weniger Macht haben. Gut, wir machen
jetzt wieder eine Hochrechnung. Stell dir vor, du würdest es irgendwie bearbeiten,
und du würdest von deinem Vater anerkannt, und du würdest von ihr anerkannt,
wir können ja mal so einen Zeitsprung machen und gucken, ob es nicht als
symbolhafte Handlung geht. Guck mal, ob du dir überhaupt so einen Zustand
vorstellen kannst, dass sie dich anerkennen.
Kl: Ja, meine Schwester müsste sich mit in diese Reihe der Menschen mit einreihen,
und mir die Hand geben, während ich auf dem Thron sitze.
P: Richtig, ja, das wäre der optimale Ausdruck davon, dass sie dich anerkennt.
Jetzt machen wir mal einen Zeitsprung von einem Jahr oder keine Ahnung, wie lang
du dafür brauchst. So, und du hast die Zeit jetzt genutzt, du hast es bearbeitet,
innerlich bearbeitet, du hast dir deinen Platz erarbeitet. Und guck mal, geht
es dann? Guck mal, ob deine Halbschwester mit in der Reihe steht jetzt.
Kl: Ja, ich hab viel mehr Macht als vorher.
P: Wir wollen jetzt nur durchchecken, ob du dir vorstellen kannst, dass es jetzt
möglich ist.
Kl: Ja, das kann ich mir vorstellen. Meine Schwester muß kapitulieren vor
mir.
P: Wenn das so ist, müsste diese Tinnitusfrau irgendwie verändert sein,
weil sie hat ja weniger Komplott, sie ist isolierter. Guck mal hin, wie sieht
die jetzt aus.
Kl: Sie hat ihren Arm nicht mehr erhoben, den hat sie so vor ihren Bauch genommen
und guckt so ein bisschen runter. Also sie wettert nicht mehr.
P: Also das wettern scheint direkt zu korrespondieren mit deiner Halbschwester.
Hat die viel gewettert, sag ich jetzt mal ganz platt?
Kl: Kann ich mich gar nicht mehr dran erinnern, ich weiß nur, dass meine
Mutter mir erzählt hat, dass sie sehr wütend war, als mein Vater ihr
gesagt hat, dass er meine Mutter heiraten wollte. Daß sie gesagt hat, sie
wollte gefragt werden wenn geheiratet würde. Sie ist ja viel älter als
ich, meine Schwester ist 17, 18 Jahre älter als ich.
P: Gut, wir können trotzdem noch mal eine Rückkoppelungsschleife machen,
indem wir sie als heutige… d.h., jetzt gibt es sie ja nicht mehr, wann ist
sie gestorben?
Kl: Vor 2 Jahren, auf dem Geburtstag meines Vaters ist sie gestorben.
P: Gut, dann nehmen wir die jetzt mal in dem Alter und lassen die jetzt mal kommen.
Und du erzählst ihr von dem Tinnitus und dass du darunter leidest, und ob
sie dir nicht irgendwie helfen könnte oder was mitarbeiten könnte, dass
du diesen Tinnitus loswirst. Vielleicht hat sie ja auch Lust drauf, irgendwie
wieder was gut zu machen, weiß man ja nie. Frag sie mal als heutige Person,
ob sie auch bereit wäre, die zu helfen. Weil wir dann sehen, ob der Einfluß
wirklich so stark ist, wie wir es im Moment ja vermuten.
Kl: Sie hat ja auch was bei mir gut zu machen, sie hat mich ja auch entwertet.
P: Also sie könnte die Schuld auch selbst loslassen dadurch. Ja, das ist
ja ein deal, ihr geht’s besser, und dir geht’s besser. Schlag ihr
das mal vor, sag ihr das mal mit dem Tinnitus, das muß sie wissen.
Kl: Monika (Name geändert) guck mal, ich hab jetzt schon so lange diesen
Tinnitus, das hängt auch mit dir zusammen. Und auch damit, wie du mit mir
umgegangen bist. – Weint – das fand ich wirklich entwürdigend…
beschämend. Du hast kein wirkliches Interesse an mir als Mensch gehabt. Und
ich finde, dass du in meiner Schuld stehst und mir ruhig mal Hilfe geben kannst.
Und deine Einstellung mir gegenüber ändern kannst. Und es stinkt mir
auch nicht schlecht, dass ich da wieder als Bittsteller erscheine.
P: Du musst kein Bittsteller sein, du bietest ihr an, dass sie sich damit auch
selbst ein Stückchen erlöst. Du machst es ja auch ohne sie, das ist
ja kein Problem, du willst ja eh eine Therapie machen, aber siew kriegt jetzt
eine Chance, dass sie ihre Schuld, die sie irgendwo vielleicht doch als schlechtes
Gewissen oder so hat, dass sie auch ein bisschen leichter wird. Du gibst ihr dir
Chance, du bist kein Bittsteller.
Kl: Guck mal Monika, wenn du mir hilfst, wird es für dich auch leichter.
Damit erleichterst du dich auch, wenn du mir Hilfe zukommen lässt, die du
mir früher versagt hast. Darum frage ich dich jetzt, ob du bereit bist, mir
zu helfen…. Sie sagt: Ach Petra (Name geändert) und weint – weint
-.
P: Wenn sie ihr Leid auflöst, müsste sie eigentlich auch als fröhlicher
Mensch vor dir erscheinen. Machen wir doch mal so einen Zeitsprung, stellen wir
uns mal vor, es geht die Zeit rum, du bearbeitest das Thema, sie auch, und dann
löst sich was, und dann guck mal, wie sie erscheint.
Kl: Wir würden uns nahe kommen, meine Schwester und ich. Das ist ganz wichtig,
denke ich. Und meine Schwester muß mich auch um Vergebung bitten. Und ich
denke, dass ist auch die Hilfe, die ich brauche – weint – und sie
muß es von sich aus tun.
P: Ja gut, das haben wir ihr ja jetzt angeboten, das ist ja ihre Chance, sie tut
ja was für sich. Und sie weint ja auch. D.h., das Leid und die Erlösung
ist ja in diesem Moment wahrgenommen…. Gut, wir gehen immer noch davon aus,
dass du das bearbeitet hast…. Wie würde dann dieser Tinnitus aussehen.
Kl: Die würde sich auflösen, die würde immer kleiner werden und
weggehen.
P: Ah ja, gut. Wenn das so wäre, dann müsste der Ton weg sein, hör
mal hin.
Kl: - Pause – der Ton ist noch da, noch ist er da.
P: Gut, wenn er noch da ist, was sagt er dann? Hör mal hin.
Kl: Daß er sich nicht wohlfühlt in mir.
P: Ach, er fühlt sich gar nicht wohl in dir? Ersagt, er ist zwangsläufig
bei dir und ich würde mich gerne auflösen?
Kl: Ja, vorher hat er mich mehr dominiert, und jetzt hat er den Eindruck, dass
ich ihm irgendetwas streitig mache. Damit fühlt er sich nicht wohl.
P: Ja gut, wir haben diesen Prozeß ja nicht wirklich tief und in allen Facetten
durchlebt und aufgearbeitet, von daher kann man ja nur so tun. Natürlich
machst du ihm den Platz jetzt streitig, er merkt ja, um was es geht, die verschiedenen
Punkte haben wir herausgearbeitet, und wenn du das alles bearbeitest, dann müssen
vielleicht auch noch ein paar Tränen fließen, keone Ahnung, was da
noch an Arbeit zu leisten ist. Du kennst ja unsere Arbeit in der Synergetik, und
du machst ja auch deine homöopathische Behandlung, das ist ja auch auflösend…
wir wollen ja nur herausfinden: wenn das alles so wäre, dann würde herauskommen
die Symptomfreiheit, der Ton würde sich auflösen, nicht mehr da sein,
die Frau wäre weg. Und damit du siehst, dass das stimmt, müssen wir
natürlich auch das Ergebnis jetzt schon mal vorwegnehmen. Wir warten alle
auf Weihnachten, und wir wissen alle, wie Weihnachten ist, und wenn wir es uns
vorstellen, so was ist es. Guck mal ob es dir möglich ist, dass du dir vorstellst,
dass sich alles auflöst… dann müsste auch, während dieser
Vorstellung, dann dieser Ton weg sein. Und wenn es nur für kurze Zeit ist.
Solange du die Vorstellung halten kannst, das müsste so sein.
Kl: Ich will es versuchen.
P: Diese Erklärung müsste dir schon helfen. Wenn die Frau kleiner wird,
müsste sich gleichzeitig der Ton reduzieren. Ton und Bild ist das identisch.
Das ist ja der Ausdruck des Tones gewesen. Guck mal. Laß sie mal kleiner
werden, laß sie mal so langsam sich auflösen oder so, oder sie entfernt
sich, oder wie auch immer das geschieht. Damit müsste gleichzeitig einhergehen,
dass sich der Ton reduziert, dass er schwächer wird… keine Ahnung…..
Und wenn nicht, will der Ton noch was sagen, das müssen wir rausfinden.
Kl: Er scheint sich auf die rechte Seite zu verlagern, manchmal ist er so, als
wenn er durch den Kopf zischt so.
P: Heißt das, er bewegt sich?
Kl: Er wird schwächer, habe ich den Eindruck.
P: Und wenn er sich auf die rechte Seite verlagert, heißt das, wir müssen
da noch was suchen, oder da pfeift noch was… Da ist noch was. Das ist ja
wie ein Alarmton. Er hat ja auch diese Funktion. Er ist ja nicht freiwillig da,
er hat sich ja gebildet aus all diesen Ereignissen über eine relativ lange
Zeit, und dann gab es diesen Systemzusammenbruch, und dann zack, seit der Zeit
ist er da. Und wenn wir das alles auflösen haben wir es erwischt und er müsste
sich auflösen.
Kl: Also wenn ich mir so diese Frau vorstelle, dann muß ich mich ganz stark
darauf reduzieren, wie die sich dezimiert, so schrumpft, dann wird der Ton schwächer.
P: Genau um den Zusammenhang geht’s, wenn das so ist, siehst du es ja, erlebst
du es ja, muß es auch so sein. Weil ja das Bild den Ton repräsentiert,
und das ist was anderes, ob du es verstehst oder erlebst.
Kl: Es fällt mir schwer.
P: Ja, ist klar, dieses Neue ist noch keine wirkliche Realität. Es soll ja
nur deine Motivation stärken oder so. Wenn du das bearbeitest, wenn du das
bearbeitest, dann kannst du immer das Ergebnis deiner Arbeit an der Dominanz dieser
symbolischen Frau sehen, und gleichzeitig müsste der Ton weniger, weniger,
weniger werden, und dann müssten alle glücklich und zufrieden sein….
Und jetzt nehmen wir einfach mal Bettina als deine Therapeutin in dir, und wir
fragen mal sie, wie viel sessions es ungefähr dauert. Was sagt Bettina? –
Kl: Fünf. – Ja, das würde ich für realistisch halten. Weil
in dir ist die Erfahrung, was eine session macht mit dir, und daher ist in dir
die Erfahrung, was du alles machen musst, und das könnte man, das würde
ich als realistisch einschätzen, mit fünf sessions gut bearbeiten. In
welchen Abständen machst du sessions?
Kl: Also ich hab sie immer so in Abständen von 14 Tagen gemacht.
P: Das würde heißen, in drei Monaten so bist du durch. Gut, gehen wir
doch einfach mal so zwei bis drei Monate weiter, sei mal da draußen, beim
spazieren gehen und so, und dann sag mir mal, ob du den Ton noch hörst.
Kl: - Pause – hm, es ist schwer für mich. Ich kann mir vorstellen,
wie ich so über einen alten Friedhof gehe, der bei uns ist. Und da wird mir
auch ganz warm. Also er muß dich jetzt nicht weg sein, ich brauche mir nur
vorstellen, das er weg wäre?
P: In diesem Kontext, wo du jetzt bist, wenn du dich richtig rein begiebst, in
dem Moment ist er sogar weg, je nach dem, wie weit du dich da hinein begeben kannst.
Kl: Ich brauche immer so lang für alles… Es ist so warm hier –
beide lachen -.
P: Ja, jetzt wird dir richtig heiß. Wie war das noch am Anfang, warm und
kalt? Ist ja alles ein Prozeß und braucht seine Zeit, ist doch klar.
Kl: Also wenn ich da laufe, bin ich sehr gelöst, das kann ich schon empfinden,
und … sehr zufrieden auch. Ich fühle mich sehr wohl, so wie ich da
bin. Und von daher kann ich gar mir gar nicht vorstellen, dass ich den Tinnitus
noch hab. Denn der setzt mich ja unter Druck.
P: So was wie, da ist eine ganz andere Welt entstanden?
Kl: Ja, da ist ganz viel Entlastung erfolgt.
P: Ja klar, der Tinnitus steht ja für Last und Belastung, der repräsentiert
das. Ich mach aber trotzdem so einen kleinen Trick. Triff doch mal diese beiden
Therapeuten auf dem Spaziergang, und dann sehen wir mal, wie sie dich akzeptieren
oder dir den Hof machen…
Kl: Ich merke, wie meine Haltung ihnen gegenüber ist. Die ist sehr verächtlich.
Also sie können mich nicht mehr locken mit ihrem Verhalten. Das bewirkt bei
mir nichts mehr. Sie kommen mir auch recht freundlich vor, wobei ich nicht weiß,
ob das scheinheilig ist oder echt. So ein bisschen schleimig sogar.
P: Das weiß man bei manchen Therapeuten auch nicht – beide lachen
-. Sag ihnen doch mal auf den Kopf zu, dass du jetzt den Tinnitus los bist, und
dann sehen wir ja, ob sie dir echt gratulieren und sich freuen über dich,
oder ob sie schleimen oder so.
Kl: Ich wollt euch mal sagen, wenn ich euch hier so treffe, dass mein Tinnitus
jetzt weg ist, den ich mir bei euch geholt habe… Ja, sie sind erstaunt.
Die Haltung, die sie sonst so mir gegenüber haben, kann ich nicht richtig
ausmachen. Aber ich könnte sie ja fragen… Wie steht ihr eigentlich
so zu mir? Ja sie sagen, sie staunen, wie ich mich so entwickelt hab.
P: Erzähl ihnen doch mal, dass du hier im Kamala warst – beide lachen
-.
Kl: Ja, sie haben Angst vor Machteinbuße….
P: Ja, das ist möglich…… Gut, wir machen jetzt noch mal einen
Sprung in das aller erste Bild, weil wir wollen ja mal gucken, wa sich da verändert
hat. Wir haben ja beides gemacht, wir haben Aufdeckung gemacht, und wir haben
gleichzeitig auch einen gewissen Prozeß gemacht, zumindest auch auf der
Symbolebene, und durchgetestet, stimmt das denn auch alles, von daher müsste
auch eine Bildveränderung passiert sein. Geh noch mal in das erste Bild,
da war doch so ein Felsen, wo du die Tür aufgemacht hast… Sei noch
mal dort, mach die noch mal auf…
Kl: Ja, wenn ich jetzt da rein gucke, ist das ein wunderschönes Bild, auch
ein Bild, was ich schon mal in einer session gesehen habe, da ist ein wunderbarer
See, mit so gelbgoldenem Wasser.
Ende fehlt